Seit Jahren wird an der Koralmbahn gearbeitet. Nicht nur beim Bau profitieren zahlreiche heimische Unternehmen. Mit der Fertigstellung der Bahn soll sich auch die Kärntner Wirtschaft nachhaltig verändern. Das Projekt „Area Süd“ stellt daher die Weichen für einen neuen, gemeinsamen Wirtschaftsraum in Südösterreich.
Zug um Zug nähern wir uns der Fertigstellung der Koralmbahn. In 800 Tagen rollt sie bereits. Ein Jahrhundertprojekt, mit dem für Kärnten und die Steiermark viele Chancen verbunden sind. Die Wirtschaftskammern (WK) Kärnten und Steiermark legten am Donnerstag ihr Maßnahmenprogramm für die „Area Süd“ vor: „Das sind Weichenstellungen für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum Südösterreich, ausgelöst durch die Koralmbahn. Ziel ist es, jetzt die richtigen Rahmenbedingungen auf Schiene zu bringen. Wir haben nur mehr 18 Monate Zeit. Die Stadt Klagenfurt etwa tut viel zu wenig“, meint WK Kärnten-Präsident Jürgen Mandl.
Allein das Zusammenrücken der beiden Zentralräume Graz und Klagenfurt auf eine Fahrzeit von 45 Minuten löst einen starken Impuls für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum aus. „Darum wurde die Dachmarke ,Area Süd’ initiiert.“ Mit dieser will man im zweitgrößten Wirtschaftsraum Österreichs Akzente setzen. Die „Area Süd“ umfasst ein knappes Drittel der Fläche Österreichs, auf der 1,8 Millionen Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von knapp 70 Milliarden Euro erbringen. Die Infrastruktur müsse daher weiter angepasst werden.
„Für Kärnten bedeutet die Koralmbahn nicht nur eine wesentlich verbesserte Anbindung an den Wirtschaftsraum Graz, sondern auch ans Mittelmeer im Süden - mit dem im Anlaufen befindlichen Zollkorridor vom Hafen Triest zur neuen Logistik-Drehscheibe in Villach“, bringt es Meinrad Höfferer, Direktor Wirtschaftskammer Kärnten auf den Punkt.
Universitäten und Fachschulen liegen im neuen Wirtschaftsraum „Area Süd“. In Villach wächst dank des Halbleiterherstellers Infineon vor allem der Mikroelektronik-Sektor stark.
Südasiatischer Markt als Chance für neue Logistikdrehscheibe
Die Ankündigung der italienischen Regierung, sich aus der Kooperation mit China zur neuen Seidenstraße zurückzuziehen, könnte sich auch auf Kärnten auswirken. Die Logistikdrehscheibe in Fürnitz hat durch das Schienenterminal und den Zollkorridor ja eine optimale Verbindung zum Hafen Triest. „Man kann derzeit nicht abschätzen, ob sich das Transportaufkommen von China nach Triest verändern wird und welche Auswirkungen sich daraus für Fürnitz ergeben“, erklärt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschl.
Das zeige vor allem, dass der wichtige Zollkorridor durchaus mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Die geplanten Fertigstellungen des Koralmtunnels sowie des Semmeringtunnels könnten jedoch wieder Aufschwung bringen. Diese Chance sieht auch Christian Vogt, Österreich-Geschäftsführer der DLH und Investor des geplanten LCA-Logistikzentrums in Villach-Federaun: „Wir glauben an den Standort und seine Möglichkeiten. Es gilt nun, mögliche Zukunftsmärkte auch für den Zollkorridor zu erschließen.“
Diese Märkte ortet der Logistikexperte vor allem im Südasiatischen-Raum. „Ich war gerade in Südkorea, um dort mit Handelsdelegierten zu erheben, welche Unternehmen Potenzial hätten, ihre Waren per Schiff nach Triest zu liefern.“ Weitere Chancen ortet Vogt in Vietnam und Indonesien. „Zum Gelingen benötigt es aber den Schulterschluss aller Beteiligten beim LCA.“
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