Autor Franzobel

Ein Sommer in der nördlichsten Stadt Grönlands

Oberösterreich
17.09.2023 16:00

„Grönland ist nichts für Vegetarier“, sagt Franzobel im „Krone“-Talk. Er besuchte das ewige Eis, lernte dort die Lebensweise der Menschen kennen. Der Grund der Reise: „Mein nächster Roman widmet sich dem tragischen Schicksal eines Inuit.“ Das Buch ist bereits in Arbeit und soll 2025 erscheinen.

„Im Schinakel neben den Eisbergen hat es eine klirrende Kälte“, erzählt Stefan Griebl, bekannt als Franzobel (56). Der Autor und Bachmann-Preisträger - ein gebürtiger Vöcklabrucker, der in Wien lebt- beeindruckte mit seinem jüngsten Roman „Einsteins Hirn“ (Zsolnay) die Kritik, wir berichteten.

Viel mehr als Urlaub
Jetzt verbrachte er den Sommer in Grönland. Kein Urlaub, sondern er sagt: „Ich schreibe an einem Roman über einen Inuit, der als Kind Ende des 19. Jahrhunderts von Polarforschern nach New York verschleppt worden ist." Um die indigene Bevölkerung Grönlands und ihre Lebensweise verstehen zu können, reiste Franzobel nach Qaanaaq, die nördlichste Stadt. Ein Hotel mit fünf Zimmern, eine Ärztin für 650 Einwohner, zwei Flugzeuge; Hundeschlitten und Kajak sind übliche Fortbewegungsmittel.

(Bild: Stefan Griebl)

Es wird wärmer
Hier spürte er auch die Wucht der Natur: „Die Menschen leben von Jagd und Fischfang - nichts für Vegetarier.“ Einmal in der Woche beliefert ein Supermarkt die Stadt, alles ist teuer. Und er beobachtete den Klimawandel: „Im Juli hat es 5 Grad, tagsüber kann es bis zu 25 Grad gehen. Im Norden Grönlands gibt es bereits Stechmücken, die es bisher dort nicht gab. Die Leute sagen auch, die Gletscherzungen sind deutlich zurückgegangen.“

Ein Einheimischer auf der Jagd für den Eigenbedarf (Bild: Stefan Griebl)
Ein Einheimischer auf der Jagd für den Eigenbedarf
Bei der Besichtung des Eises im Meer, das im Winter zufriert (Bild: Stefan Griebl)
Bei der Besichtung des Eises im Meer, das im Winter zufriert

Geschichten im Fokus
Sein Roman? „Wenn alles gut geht, erscheint er 2025.“ Experimentelles Schreiben wie früher, findet er nicht mehr so interessant: „Historische Themen sind für mich ein guter Rahmen, um Geschichten zu erzählen.“ Soeben erschien Franzobels Essay-Band „Im Hirnsaal. Norm und Abweichung“ (Droschl).

„Krone“: Wenn Sie von Ihrem Aufenthalt erzählen, merke ich, dass Sie sehr nah an den Menschen waren. 
Franzobel: Ich hatte eine Bekannte mit, die dänisch und grönländisch kann. Darum konnte ich mit den Leuten reden, mit Englisch wäre ich nicht weit gekommen. Ich wollte aber die Lebensweise kennenlernen, die sehr ausgefeilt ist. Sie essen, was das Meer und Natur hergeben: Robben, Walross, Narwal, Fisch, Moschusochsen. Das Hauptfortbewegungsmittel ist der Hundeschlitten. Ob Harpune oder Schlitten - es ist immer eine sehr durchdachte Technik dahinter. Ich finde alles sehr erzählenswert.

Der Autor Franzobel (Bild: Julia Haimburger)
Der Autor Franzobel

Ihr Roman aber wird um den Inuit Minik Wallace kreisen, der 1897 als Kind von einem Polarforscher nach New York verschleppt worden ist, und ein sehr tragisches Leben hatte. 
Darum habe ich mir auch erzählen lassen, wie es vor 100 Jahren gewesen ist - die Lebensbedingungen, die Mythen, Legenden. Das wird in meinen historischen Roman einfließen. Aber es wird auch um die Gegenwart gehen.

Die Schönheit von Grönland wird selten gesehen. Es wird eher Rohstofflager betrachtet… 
Ja, Grönland ist bis heute umkämpft: Man versucht bereits vor der Küste Öl abzubauen und an seltene Erden heranzukommen. Es ist alles am Werden, sobald Rohstoffknappheit entsteht, könnte es schnell gehen.

Sie sind aus Vöcklabruck, leben in Wien. Wie oft fahren Sie nach Oberösterreich?
Immer wieder, meine Eltern leben ja hier. Und ich komme immer wieder gerne zurück zu meinen Wurzeln.

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