„Putin-Unterstützerin“

Proteste gegen Auftritt von Netrebko in Berlin

Ausland
15.09.2023 20:08

Kurz vor dem umstrittenen Auftritt der österreichisch-russischen Sängerin Anna Netrebko in der Staatsoper Unter den Linden haben nach Polizeischätzung rund 150 Menschen gegen die 51-Jährige protestiert. Vor dem Opernhaus in der Mitte Berlins demonstrierten sie am Freitagabend mit ukrainischen Fahnen, Plakaten und „No Netrebko!“-Rufen vor Vorstellungsbeginn. Die Polizei schirmte die Demonstranten mit Gattern vom Opernpublikum ab. In einem offenen Brief forderten Dutzende Organisationen und etwa 100 Einzelpersonen: „Keine Bühne für Putin-Unterstützerin Anna Netrebko.“

Zuvor hatten der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Fotoausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität direkt gegenüber der Staatsoper besucht. Dort zeigen Fotos die grausamen Folgen der Angriffe auf Zivilisten und Infrastruktur in der Ukraine. Makeiev zeigte Verständnis dafür, dass die politisch Verantwortlichen keinen direkten Einfluss auf die Oper ausübten. Er habe versucht, dem Intendanten Matthias Schulz zu erklären, warum er den Auftritt für überhaupt nicht angebracht halte. „Leider habe ich keine akzeptable Antwort bekommen“, sagte Makeiev.

Berlins Kultursenator verweist auf „Unabhängigkeit der Häuser“
Zugleich hat Chialo nach eigenen Angaben keinen Versuch unternommen, den Intendanten umzustimmen. „Die Unabhängigkeit der Häuser ist etwas, was ich respektiere. Dieses Gut ist in unserer Demokratie hoch aufgehängt.“

Vor der Wiener Staatsoper wurde im September 2022 ebenfalls anlässlich eines Auftritts von Anna Netrebko demostriert. (Bild: APA/HERWIG G. HOELLER)
Vor der Wiener Staatsoper wurde im September 2022 ebenfalls anlässlich eines Auftritts von Anna Netrebko demostriert.

Drei weitere Aufführungen geplant
Netrebko sollte am Abend bei ihrem ersten Gastspiel seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Rolle der Lady Macbeth in Giuseppe Verdis Oper „Macbeth“ singen. Zudem sind drei weitere Aufführungen mit der 51-Jährigen auf dem Spielplan. Die international gefeierte Sopranistin war wegen angeblicher Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Beginn des Krieges in die Kritik geraten.

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