Ein Fest nicht nur für Wagnerianer: „Tristan und Isolde“ mit Rollendebüts im Wiener Staatsopernrepertoire. Anja Kampe begeistert mit ihrer ersten Wiener Isolde an der Seite von Kraftfackel Andreas Schager als Tristan. Der Inszenierungsflop von Calixto Bieito ärgert ungebrochen.
Szenisch hat es Richard Wagners „Tristan und Isolde“ in Wien nicht leicht. Schon 2003 fiel Regisseur Günter Krämer nichts ein. Nur zehn Jahre später stellte David MacVicar die Sänger in hässlicher Kulisse ab, bis Calixto Bieito 2022 ganz baden ging. Wahrhaftig, wenn sich Tristan im Wasser auf der Bühne suhlen muss. Auch in der neunten Reprise des grandiosen, sängerunfreundlichen Regieunfalls. Bitte um rascheste Entsorgung - oder konzertant!
Die musikalischen Kräfte wären diesmal dafür vorhanden. Vor allem die für Wien neue Isolde von Anja Kampe möchte man ihre Liebesbezeugungen auf festem Boden und nicht ungünstig auf einer Schaukel schwebend sich abringen hören. Grandios, mit wie viel Power und Strahlkraft und Wortdeutlichkeit diese Isolde dem beeindruckend unkaputtbaren Andreas Schager als Tristan Paroli bieten kann - und dazwischen immer auch zarte Töne findet, nie die Stimmschönheit einbüßen muss. Auch Schager, das weiß man seit seinem heurigen Bayreuther Parsifal, bemüht sich erfolgreich um Zwischentöne.
Die ringt ebenso Günther Groissböck, hörbar nicht ganz auf der Höhe, seinem Bass ab: Sein erster Wiener Marke besticht vor allem im Ausdruck. Tanja Ariane Baumgartner ist als Brangäne eine verlässliche Dienstkraft, während Iain Patersons Kurwenal wie schon zur Premiere schwer schwächelt. Philippe Jordan leitet das prächtig spielende Orchester sicher, herrlich detailverliebt und schön sensibel - bleibt aber dennoch immer nur knapp unterm Siedepunkt.
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