Länger beim Baby bleiben, Geld bekommen und eine Ausbildung machen: Die Möglichkeiten einer Bildungskarenz sind für viele junge Mütter verlockend. Vor allem Kurse für Gesundheit und Kinderbetreuung sind beliebt. Generell kann aber jeder, der länger in einer Firma arbeitet, Bildungskarenz beantragen.
Seine Träume sollte man nie aufgeben. Das gilt auch für den Job! Und unter dem Motto „Besser spät als nie“ wagen immer mehr Jungmütter eine berufliche Neuorientierung nach der Babypause. Bildungskarenz im Anschluss an die Mütterkarenz wird immer beliebter, das bestätigt auch Iris Schmidt, Leiterin des AMS Oberösterreich. Wer in Abstimmung mit seinem Arbeitgeber in Bildungskarenz geht, erhält Weiterbildungsgeld vom AMS als Ersatz für den Lohn. Zwischen Jänner und April 2023 (das sind die aktuellsten Zahlen) haben 4214 Oberösterreicher dieses Weiterbildungsgeld vom AMS erhalten - darunter 3318 Frauen.
Zweites Standbein neben dem Brotberuf
Die Chance auf einen zweiten Bildungsweg hat auch Katharina Strebl (32) aus Ohlsdorf genutzt. Die gelernte Produktionstechnikerin und Mama von zwei Kindern hat kürzlich die Ausbildung zur medizinischen Masseurin bei der Vitalakademie abgeschlossen. Direkt im Anschluss an die Babypause hat sie die fast zweijährige Ausbildung - bestehend aus Wochenend-Theoriekursen und 730 Praxisstunden samt Prüfungen - absolviert. Nun arbeitet die Jungmama neben ihrem Angestelltenjob auch noch selbstständig zuhause. „Tätigkeiten im Gesundheitsbereich sind etwas, das zunehmend nachgefragt wird. Und von zuhause aus arbeiten zu können, ist mit kleinen Kindern eine Erleichterung“, bereut Strebl ihre Entscheidung für die zeit- und lernintensive Bildungskarenz keinesfalls.
Bildungskarenz nicht nur nach Babypause möglich
Sonja Pimminger, Leiterin der Vitalakademie mit Sitz in Linz, weiß, dass neben der Massage auch die Ausbildungen zu Ordinations- oder Kindergartenassistenten sehr beliebt sind. „Viele nutzen die Chance, mit einer Bildungskarenz ein neues Berufsfeld zu erobern.“ Wer in Bildungskarenz gehen will, muss zwar vorher kein Baby bekommen, aber einige wichtige Voraussetzungen erfüllen - siehe die Tipps von AMS-Chefin Iris Schmidt unten. Wer keine Bildungskarenz, sondern „nur“ das Modell Bildungsteilzeit wählt, bildet sich häufig im eigenen Betrieb fort und erhöht so seine Karrierechancen und das Gehalt in der eigenen Firma.
Mehr Frauen als Männer in der Vitalakademie
Die Ausbildung zur diplomierten Kindergartenassistentin bietet die Vitalakademie Österreich (mit Sitz in Linz) erst seit Kurzem an - und reagiert damit auf den zunehmenden Mangel von Kinderbetreuungspersonal. Die Akademie unter der Leitung von Sonja Pimminger (Foto rechts) haben seit 1999 österreichweit über 40.000 Personen abgeschlossen. Die Studierenden werden in den sechs Bereichen „Fitness und Ernährung“, „Leben und Natur“, „Soziales und Pädagogik“, „Massage und Wellness“, „Kosmetik und Fußpflege“ sowie „Medizinische Verwaltung und Betreuung“ ausgebildet. Aktuell sind etwa 1800 Personen in 83 verschiedenen Lehrgängen in Ausbildung. 60 Prozent davon sind Frauen, 40 Prozent Männer.
Viele machen im zweiten Bildungsweg eine Ausbildung unter dem Motto ,Jetzt mache ich das, was mich interessiert´!´
Sonja Pimminger, Geschäftsführerin Vitalakademie
Bild: Vitalakademie
Voraussetzungen für Bildungskarenz
Wer in Bildungskarenz gehen will, muss zuvor sechs Monate in einem aufrechten Dienstverhältnis gewesen sein - geringfügige Beschäftigung zählt nicht. Nur wenn auch der Arbeitgeber zustimmt, kann Bildungskarenz (oder -teilzeit) in Anspruch genommen werden, weiß Iris Schmidt vom AMS.
Die meisten Personen in der Bildungskarenz fallen in den Gesundheits- und Sozialbereich
Iris Schmidt, Geschäftsführerin AMS Oberösterreich
Bild: Markus Wenzel
Mindestens 20 Stunden pro Woche
Die Bildungskarenz dauert zwischen zwei Monaten und einem Jahr (bei Aufteilung auf einzelne Blöcke sogar bis zu vier Jahre). Jede Woche müssen Weiterbildungsmaßnahmen im Ausmaß von 20 Stunden nachgewiesen werden. Für Eltern von Kindern unter sieben Jahren gibt es eine Sonderregelung: Wer direkt am Tag nach der Elternkarenz in die Bildungskarenz wechselt, muss zuvor keine sechs Monate im selben Job tätig gewesen sein.
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