Mildernd wirkte sich für den Lenker neben dessen Unbescholtenheit aus, dass er selbst schwer verletzt worden war, nie wieder einen Bus chauffieren wird können und an dem Geschehen psychisch noch lange leiden wird, wie seine Befunde gezeigt hatten. Daher lag für Richter Gerald Grafl trotz der erschwerenden Tatsache der hohen Opferzahl kein spezialpräventiver Grund für eine unbedingte Strafe vor.
Auch aus generalpräventiver Sicht sei demnach kein Anlass dafür gegeben: Der Bus sei mit drei Lenkern besetzt gewesen, die Ruhezeiten seien eingehalten worden. Man kenne solche Situationen im Verkehr, oft gehe ein Fehlverhalten glimpflich aus, im vorliegenden Fall habe es zu einem "tragischen, schweren Unfall" geführt, erklärte der Richter.
Verteidiger: Mandant ist gebrochener Mann
Die Staatsanwältin hatte in ihrem Schlussplädoyer aufgrund der drei Varianten nennenden Gutachten einen Fahrfehler als erwiesen angesehen: Entweder lag ein zu geringer Abstand zum vorderen Fahrzeug vor und/oder mangelndes Fahren auf Sicht bei plötzlich auftretendem Nebel bzw. nicht rechtzeitige Reaktion auf das Hindernis in Form eines bremsenden oder langsam fahrenden Lkw.
Sein Mandant sei ein gebrochener Mann, in seinem Leben völlig aus der Bahn geworfen, sagte hingegen der Verteidiger. Dass der Mann trotz seines schlechten Gesundheitszustandes für die Verhandlung die lange Anreise aus dem Kosovo auf sich genommen habe, sei Ausdruck seiner inneren Verantwortung.
Der Angeklagte – seit 1975 Berufschauffeur – hatte nichts beschönigt, aber sich damit verantwortet, dass plötzlich eine Nebelwand da gewesen sei und ebenso unmittelbar der Lkw vor ihm. Bremslichter hätte er keine gesehen. Als Zeugen aussagende – ebenfalls in den Unfall verwickelt gewesene – Lenker bestätigten, dass die Sicht in dieser an sich relativ klaren Winternacht im Bereich von Gaaden durch Rauch beeinträchtigt worden sei. Der erste bremste sein Fahrzeug nach seinen Angaben auf etwa 20 km/h, laut Auswertung der Tachoscheibe nahezu bis zum Stillstand, ein weiterer Lkw bremste ebenfalls und der Buslenker prallte gegen dessen Heck.
Buslenker musste Unterschenkel amputiert werden
Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Bus laut dem Sachverständigen von zuvor 106 auf 90 km/h abgebremst – zu wenig, um ein Auffahren verhindern zu können. Nicht feststellbar war für die Experten, ob zuerst der Bus oder die beiden Lkws kollidiert waren. Für sechs Personen – vier Kosovaren, einen Serben und einen Österreicher – kam jede Hilfe zu spät. Dem Buslenker musste der rechte Unterschenkel amputiert werden, das linke Bein wurde operiert, das Schulterblatt war lädiert und mehrere Rippen waren gebrochen.
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