Als wäre Wohnraum in Wien nicht ohnehin knapp genug: Eine große Auswertung der Statistik Austria zeigt, dass in der Bundeshauptstadt wohl um die 52.000 Wohnungen mit voller Absicht vom Markt ferngehalten werden.
Geht es nach den blanken Zahlen, stehen in Österreich 13,4 Prozent des Wohnraums leer, da niemand dort gemeldet ist. Wien hat mit einem Anteil von 9,7 Prozent - in absoluten Zahlen 104.272 Häuser und Wohnungen - sogar den österreichweit geringsten Anteil an offiziell leerem Wohnraum. Die Zahlen verdienen aber einen zweiten Blick - und dann noch einen dritten, der das Ausmaß von Wohnraumverknappung in Wien zeigt.
Absichtlicher oder unfreiwilliger Leerstand?
Dass an einer Adresse niemand gemeldet ist, kann viele Gründe haben, zeigt der zweite Blick: Der Wohnraum kann unfreiwillig leer stehen, etwa nach einem Todesfall, zwischen zwei Vermietungen oder in strukturschwachen Gegenden durch Mangel an Nachfrage. In einigen Fällen, man denke etwa an Kleingartenvereine, verhindern auch Regeln die Meldung als Wohnraum.
Was man aus Zahlen von Skigebieten für Wien lernen kann
Ein (dritter) Blick auf die Zahlen von Gegenden ohne Tourismus, Wohnpreissteigerungen und Strukturschwäche zeigt einen unfreiwilligen Leerstands-Anteil von fünf bis sieben Prozent. In Skigebieten hingegen liegt der Anteil bei zwischen 55 und 57 Prozent.
Heißt im Umkehrschluss: In Gegenden mit hoher Nachfrage, zu denen Wien zweifellos zählt, verbirgt sich hinter jeder zweiten Adresse ohne - offizielle - Bewohner, also rund 52.000 Wohnungen, offenbar ein Hintergedanke. Etwa das Leerhalten aus spekulativen Gründen, die tageweise Vermietung an Touristen unter der Hand, und vieles anderes mehr.
Wohnraum entzogen
In Wien schlägt das Problem aber anders zu, als etwa in Tourismus-Gemeinden: Die Bevölkerung wächst, und zusätzlich wird den Innenbezirken sogar Wohnraum entzogen (siehe Grafik oben). Schon jetzt liegen zwischen den Wohnstandards in Wien und im Rest Österreichs Welten. Bei Wohnungsgröße, Ausstattung und Anzahl der Wohnungen pro Haus liegt Wien weit unterhalb vom österreichischen Durchschnitt. Weit darüber liegen dafür die Wohnkosten.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.