Die erste Premiere der Saison ging schief: Donizettis „Les Martyrs“ wurde als sinnbefreite, heftig ausgebuhte Kitschorgie auf die Theater an der Wien-Ausweichbühne im MQ gebastelt.
Wir suchen eine Oper! Zumindest im neuesten, sicher sehr teuren Flop in der akustisch dürftigen Halle E (MQ), wo das Theater an der Wien versucht, Musiktheater zu spielen. Diesmal: unbekannten, mittelmäßigen Donizetti („Poliuto“) in der noch unbekannteren französischen Fassung („Les Martyrs“). Macht die Sache nicht besser, nur länger.
Franzose auch der Dirigent (Jérémie Rhorer). Doch peitscht er das gute Orchester (RSO Wien) so an, dass Raffinesse, Grandezza flöten gehen: Klingt nach Mörbisch im Winter und Offenbach im Out. In die Kulisse, die aussieht, als hätte Surrealist Max Ernst ein Bordell-Gschnas ausgestattet, hat Cezary Tomaszewski (Regisseur?)einige Sänger gestellt. Sie singen mehr leidlich als richtig gut. Immerhin! Tanzend machen sich die Vergessenen der Regenbogenparade zum Deppen (LGBT-Shaming?). Eingemummelte Weibchen klauben Stoffkörper von der Bühne. Weil, so erklärt ein Hinweis, der Völkermord der Osmanen an den Armeniern (1915/16) von der Türkei nicht anerkannt ist. Denn „Les Martyrs“ handelt von armenischen Märtyrern zur Römerzeit. Eine Handlung erkennt man aber nicht. Nur der Arnold Schoenberg Chor ist wieder einmal super!
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