Theater an der Wien

„Les Martyrs“: Augenkrebs und Ohrensausen

Kultur
19.09.2023 15:54

Die erste Premiere der Saison ging schief: Donizettis „Les Martyrs“ wurde als sinnbefreite, heftig ausgebuhte Kitschorgie auf die Theater an der Wien-Ausweichbühne im MQ gebastelt. 

Wir suchen eine Oper! Zumindest im neuesten, sicher sehr teuren Flop in der akustisch dürftigen Halle E (MQ), wo das Theater an der Wien versucht, Musiktheater zu spielen. Diesmal: unbekannten, mittelmäßigen Donizetti („Poliuto“) in der noch unbekannteren französischen Fassung („Les Martyrs“). Macht die Sache nicht besser, nur länger.

Buntes Treiben der frühen Christen (Bild: Werner Kmetitsch /THW)
Buntes Treiben der frühen Christen

Franzose auch der Dirigent (Jérémie Rhorer). Doch peitscht er das gute Orchester (RSO Wien) so an, dass Raffinesse, Grandezza flöten gehen: Klingt nach Mörbisch im Winter und Offenbach im Out. In die Kulisse, die aussieht, als hätte Surrealist Max Ernst ein Bordell-Gschnas ausgestattet, hat Cezary Tomaszewski (Regisseur?)einige Sänger gestellt. Sie singen mehr leidlich als richtig gut. Immerhin! Tanzend machen sich die Vergessenen der Regenbogenparade zum Deppen (LGBT-Shaming?). Eingemummelte Weibchen klauben Stoffkörper von der Bühne. Weil, so erklärt ein Hinweis, der Völkermord der Osmanen an den Armeniern (1915/16) von der Türkei nicht anerkannt ist. Denn „Les Martyrs“ handelt von armenischen Märtyrern zur Römerzeit. Eine Handlung erkennt man aber nicht. Nur der Arnold Schoenberg Chor ist wieder einmal super!

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