Fieses Behörden-Spiel
Moskau: Gehörloser bejahte unwissend Einberufung
Ein Moskauer Militärgericht hat einen 29-jährigen Gehörlosen zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er seine Einheit während der Mobilmachung ohne Erlaubnis verlassen hatte. Der Mann hätte eigentlich nicht einberufen werden sollen - denn, wie er angab, sei er von Beamten über den Tisch gezogen worden, da er sie akustisch nicht verstehen konnte. Er habe sich am Papier dadurch „freiwillig“ für den Krieg gemeldet.
„Die Mitarbeiter (der Militärbehörde, Anm.) redeten miteinander, schauten mich an, fragten etwas, aber ich verstand nichts“, schilderte der aus Tadschikistan stammende Mechrodsch Haidarow gegenüber dem unabhängigen russischen Nachrichtenportal Mediazona.
„Haben sich über mich lustig gemacht“
„Ich habe nur gelächelt und genickt“, führte Haidarow demnach weiter aus. „Sie haben, wie es mir scheint, gemerkt, dass ich nichts verstehe und sich über mich lustig gemacht.“ Er habe bereits im ersten Monat die Einheit wieder verlassen, schreibt der Telegram-Kanal „Wojennye adwokaty“. Der Fall des Gehörlosen ist auch auf der Internetseite des Militärgerichts abrufbar.
„Mildernde Umstände“
Für das unbefugte Verlasen der Einheit während der Mobilmachung gibt es in Russland zwischen fünf und zehn Jahre Strafkolonie. Als „mildernde Umstände“ ließ das Gericht demnach zumindest gelten, dass er zwei Brüder mit Invalidenstatus habe. Auch sei ein Antrag um Nachsicht von Haidarows Einheit vorgelegen.
Der 29-Jährige leidet laut den Informationen bereits seit seiner Kindheit an einer Hörbehinderung. Im Oktober 2022 war er für den Krieg mobilisiert worden.
Routinekontrolle mit fatalen Folgen
Dies habe sich im Zuge einer Kontrolle der Militärbehörde in der russischen Stadt Ljuberzy zugetragen. Dort wurde ihm laut den Berichten versprochen, lediglich ein Dokument unterschreiben zu müssen, dann könne er wieder gehen. Er habe allerdings nicht gewusst, um was es sich dabei handelte.
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