Der Ukraine-Präsident las Putin die Leviten und erntete dafür große Zustimmung in der UNO. US-Präsident Biden warnte die Welt am Dienstag: „Wenn Russland siegt, ist niemand mehr sicher.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj holte sich am Dienstag von der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Zustimmung für den Verteidigungskampf gegen die russische Aggression. Russland greife die Ukraine nicht nur militärisch an, sondern nutze auch andere Instrumente als Waffe - „und diese Dinge werden nicht nur gegen unser Land eingesetzt, sondern auch gegen Ihres“, sagte Selenskyj.
„Russland setzt Lebensmittelpreise als Waffe ein. Die Auswirkungen erstrecken sich von der Atlantikküste Afrikas bis nach Südostasien.“ Auch Energie werde als Waffe genutzt, um Regierungen anderer Länder zu schwächen.
Seine leidenschaftliche Rede, seine Bitte um Unterstützung wurden mit großem Applaus bedacht. Bereits im Vorjahr hatte sich der Präsident der Ukraine per Videoansprache an die Vereinten Nationen gewandt. Diesmal nahm er persönlich teil. Der Vertreter Russlands, Außenminister Sergej Lawrow, war dabei nicht anwesend. Die UNO-Vollversammlung ist die größte Bühne Selenskyjs, die er als Chance sieht, skeptische Länder von seinem Kurs zu überzeugen.
Zu viel Aufmerksamkeit für Selenskyj?
Tatsächlich wünschen sich die Staats- und Regierungschefs vieler Staaten, vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien, größeres Augenmerk auf ihre Probleme und eine neue Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Viele von ihnen sprechen sich für Frieden in der Ukraine aus. „Wir unterschätzen nicht die Schwierigkeiten, Frieden zu erreichen. Aber keine Lösung wird von Dauer sein, wenn sie nicht auf Dialog basiert“, sagte etwa der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Zuletzt hatte er in einem Interview gesagt, der Krieg in der Ukraine ermüde die Menschheit.
Vor Selenskyj sprach US-Präsident Biden, der die Weltgemeinschaft aufrief, zur eigenen Sicherheit der Ukraine beizustehen, denn „wenn Russland siegt, ist niemand mehr sicher“. „Die Welt muss der nackten Aggression heute entgegentreten, um potenzielle Aggressoren von morgen abzuschrecken“, sagte er. Biden warnte davor, sich der Ermüdung für Kiew hinzugeben. „Russland glaubt, dass die Welt müde wird und es ihm erlaubt, die Ukraine ohne Konsequenzen brutal zu behandeln.“
Besuch in Krankenhaus
Angesichts des Kriegsverdrusses gehen Beobachterinnen und Beobachter davon aus, dass Selenskyj in New York glaubhaft erklären muss, warum er Gespräche mit der russischen Regierung ablehnt. Am Mittwoch könnte er erstmals auf Lawrow treffen.
Selenskyj traf am Montag in New York ein. Direkt nach der Ankunft mit seiner Ehefrau Olena Selenska besuchte er ein Krankenhaus im Stadtteil Staten Island, in dem verwundete ukrainische Soldatinnen und Soldaten behandelt werden (siehe Video oben).
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