Tschechien entdecken

Genussradeln durch Böhmen zwischen Wein und Bier

25.09.2023 06:00

Radfahren liegt voll im Trend. Kaum eine andere Art des Urlaubs erfüllt den Drang nach Bewegung in der Natur mit dem Wunsch, auf Reisen Land, Leute und Kultur zu entdecken. Bei einer Tour entlang der Elbe in Tschechien kann dazu noch hervorragender Wein genossen und in Pilsen die Urquelle von Bier erforscht werden.

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Obwohl sich nur ein kleiner Teil des Weinbaus der Tschechischen Republik nördlich von Prag befindet, sind hier die Voraussetzungen für edle Tropfen sehr gut. Der vulkanreiche Boden der hügeligen Landschaft von Nord- und Mittelböhmen wird seit fast 1.000 Jahren genutzt, um Wein anzubauen. Entlang des gut ausgebauten Elberadweges lassen sich die Weingüter auch auf zwei Rädern gut erreichen und in der Porta Bohemica zahlreiche pittoreske mittelalterliche Städte erkunden.

Glanz und Glorie der Prager Bischöfe
Im spätbarocken Schloss in Velké Žernoseky kann man beispielsweise weitläufige Weinkeller besichtigen, die vor Jahrhunderten von Mönchen angelegt wurden. Roudnice nad Labem (Raudnitz an der Elbe) wiederum ist eine der ältesten Städte Tschechiens. Im späten 12. Jahrhundert ließ der Bischof von Prag eine romanische Burg auf einem felsigen Hügel über der Elbe errichten. Die Stadt wurde zu einer beliebten Residenz der Prager Bischöfe und später der Erzbischöfe, denen die Stadt gehörte. Meister Jan Hus wurde hier zum Priester geweiht und auch Kaiser Karl IV. verbrachte einige Zeit auf der Burg. Im Jahr 1603 übernahm die Familie Lobkowitz die Herrschaft über die Stadt und der hier produzierte Wein kann bei einer Führung durch das Schloss Roudnice verkostet werden.

Melnik ist eines der bedeutendsten Weinbaugebiete Böhmens
Spannend ist auch ein Abstecher nach Melnik. Der gesamte historische Kern der Stadt ist von einem unterirdischen Tunnel-System durchzogen, das im 13. und 14. Jahrhundert schrittweise errichtet wurde. Der Untergrund wurde damals als gewöhnlicher Keller sowie zur Lagerung von Lebensmitteln und Waren genutzt. Im Falle von Feuer oder Kriegsgefahr diente das weitverzweigte, rund 30 Kilometer lange Labyrinth als Unterschlupf für die Bevölkerung. Die Stadtbewohner versteckten hier auch ihre Wertsachen. Melnik ist das größte Weinbaugebiet im Herzen Böhmens. Die bekannteste Weinsorte, die hier produziert wird, geht auf den Namen der Fürstin Ludmilaz zurück. Einer Legende nach hat die Hl. Ludmilla um 892 den ersten Weinberg dort angelegt. Den edlen Tropfen kann man heute bei Weinverkostungen in den gotischen Kellern des Stadtmuseums genießen.

Reiseinfos

Tschechien entdecken: www.visitczechia.com
Mittelböhmen: www.visitcentralbohemia.com
Pilsen: www.visitpilsen.eu
Elberadweg: www.elbe-cycle-route.com
Radrouten in Tschechien: www.cyclistswelcome.cz

Bergbaustadt mit reichen Silberminen
Kutná Hora (Kuttenberg) ist eine der schönsten und historisch bedeutendsten tschechischen Städte. Sie trägt den Beinamen „Schatztruhe des Landes“, denn der Reichtum der Stadt ermöglichte einst den Aufschwung des böhmischen Königreichs. Der Anblick der Kirche Maria Himmelfahrt der mittelalterlichen Stadt ist atemberaubend und ist - gemeinsam mit einer weiteren Kuttenberger Kirche, dem Dom der heiligen Barbara, in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Dieses einzigartige Werk der Hoch- und Spätgotik symbolisiert die einstige Macht und Bedeutung der früheren Bergbaustadt mit ihren reichen Silberminen.

Die Knochenkirche von Sedletz
Einen schaurigen Anblick verspricht hingegen ein Besuch der Allerheiligenkapelle mit dem einzigartigen Sedletz-Ossarium. Dieses Beinhaus ist mit menschlichen Knochen ausgeschmückt, den Gebeinen von insgesamt 40.000 Verstorbenen, die der Pest oder Kriegen zum Opfer fielen. Das heutige Aussehen der gegen Ende des 14. Jahrhunderts errichteten Kapelle ist das Ergebnis barocker Umbauten, die Johann Santini Anfang des 18. Jahrhunderts ausführte, bei der diese bizarre Ausschmückung im Inneren mit menschlichen Knochen entstand.

Die Urquelle des Pilsner Bieres
Knapp eine Zugstunde westlich von Prag befindet sich in Pilsen die Wiege der modernen Bierproduktion. Mehr als die Hälfte der weltweit verkauften Biersorten trägt den Namen der westböhmischen Stadt und die Brauerei Pilsner Urquell ist heute auch eine Touristenattraktion mit täglichen Führungen in mehreren Sprachen. Bei Verkostungen kann man sich von der Qualität des goldenen Gerstensaftes überzeugen. Ein entspannendes Erlebnis ist ein Bierbad, zum Beispiel in der Mikrobrauerei Purkmistr. Die Wannen werden dabei mit einer speziellen Bade-Essenz gefüllt, die sich aus Bier nach Pilsner Art zusammensetzt.

Abseits des Biergenusses offenbart ein Rundgang durch Pilsen unzählige Kulturdenkmäler, historische Bauten und gemütliche Cafés. So ist die große Synagoge in der westböhmischen Stadt die größte in der Tschechischen Republik und zweitgrößte in Europa. Sie kann (außer Freitag und Samstag) täglich besichtigt werden. Und bei einem gemütlichen Pils, guter Musik in einer der zahlreichen Bars kann man eine geschichtsträchtige Tour durch Böhmen genüsslich ausklingen lassen.