Russland-Ukraine-Duell

Botschafter sahen demonstrativ auf ihre Handys

Ukraine-Krieg
20.09.2023 21:33

Am Mittwoch haben sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch der russische Außenminister Sergej Lawrow im UNO-Sicherheitsrat in New York gesprochen. Während der Reden der beiden Politiker sahen die ukrainischen und russischen UNO-Botschafter demonstrativ auf ihre Handys.

Wie berichtet, gingen sich Selenskyj und Lawrow aus dem Weg. Vor Selenskyjs Rede versuchte der russische UNO-Diplomat Wassili Nebensja noch vergeblich, die Rede des ukrainischen Präsidenten zum Auftakt der Sitzung zu verhindern. Es gebe keinen Anlass, den ukrainischen Präsidenten zuerst reden zu lassen und die Sitzung in eine „Ein-Mann-Stand-up-Show“ zu verwandeln, sagte der Diplomat in einer offenkundigen Anspielung auf den Brotberuf Selenskyjs als Komiker. Der albanische Regierungschef Edi Rama, der den Vorsitz führte, ließ den Diplomaten jedoch abblitzen.

Albaniens Regierungschef Edi Rama (Bild: AFP)
Albaniens Regierungschef Edi Rama

Selenskyj will Sicherheitsratssitz für Deutschland
Selenskyj nutzte seine Rede daraufhin vor allem dafür, bei den Ländern des globalen Südens Stimmung für sein Land zu machen. Dort versucht Russland, seinen Krieg als Akt der Auflehnung gegen westlichen Imperialismus darzustellen. Der Präsident forderte unter anderem ständige Sicherheitsratssitze für Deutschland, Afrika und Lateinamerika. „Deutschland ist zu einem der wichtigsten globalen Garanten für Frieden und Sicherheit geworden“, sagte er. Auch in Bezug auf afrikanische, lateinamerikanische und asiatische Länder sei es ungerecht, wenn Milliarden Menschen dort nicht repräsentiert seien.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: AFP)
Wolodymyr Selenskyj

Dem Sicherheitsrat gehören derzeit 15 der 193 UNO-Mitgliedsstaaten an. Fünf Atommächte sind ständig dabei und haben Vetorecht bei allen Entscheidungen: die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Selenskyj war im UNO-Gremium erstmals seit dem Beginn des Kriegs vor 19 Monaten persönlich vertreten. Dabei meinte er gleich, dass es „echte Lösungen“ anstatt „Rhetorik“ bräuchte. „Die Menschheit setzt ihre Hoffnungen nicht mehr auf die UNO, wenn es um die Verteidigung der souveränen Grenzen der Nationen geht.“

Fehlendes Interesse?
Bei seiner Rede saß Selenskyj dem russischen Botschafter gegenüber. Dieser sah währenddessen demonstrativ auf sein Handy, verließ die Sitzung und ließ sich laut „New York Times“ schließlich vom russischen Außenminister Sergej Weschin vertreten. Ein Beispiel, dem der ukrainische Botschafter später bei Lawrows Rede folgte. Auch er widmete sich demonstrativ seinem Handy oder Unterlagen (Irans Außenminister war am Dienstag dabei ertappt worden, ein Fußballspiel auf seinem Handy zu spielen).

Hier sehen Sie ein Video zur Ankunft Lawrows.

Lawrow sprach wiederum über die Entwicklungen auf der Halbinsel Krim (seit 2014 bei Russland, früher Ukraine) und die darauf folgenden Verhandlungen mit dem Westen. Die ukrainische Regierung sei eine „Marionette der USA“, daher könnten diese der Ukraine auch befehlen, mit Russland zu verhandeln. Lawrow wiederholte bekannte Positionen und erinnerte die USA an ihre eigenen Kriege, etwa im Irak. Die westlichen Verbündeten hätten einen „Putsch“ in der Ukraine inszeniert. Der Politiker beklagte, dass der Westen kein Wort über die Ursachen der Probleme zwischen Russland und der Ukraine verlieren würde. Es würde lediglich auf Normen und Prinzipien zurückgegriffen werden.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow (Bild: AFP)
Russlands Außenminister Sergej Lawrow
Während Lawrows Rede sah der ukrainische UNO-Diplomat demonstrativ auf sein Handy. (Bild: AP)
Während Lawrows Rede sah der ukrainische UNO-Diplomat demonstrativ auf sein Handy.

Während ihm ukrainische Beamtinnen und Beamten wenig Aufmerksamkeit widmeten, hörte ihm US-Außenminister Antony Blinken laut „New York Times“ zu. Blinken merkte an, dass es schwer vorstellbar sei, dass ein ständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrats mehr Missachten für die Vereinten Nationen und ihre Regeln zeige als Russland. Aus der bequemen Entfernung sollte niemand im Raum aus den Augen verlieren, welchem Horror ukrainische Familien jeden Tag ausgesetzt seien.

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