Im Marianengraben, der tiefsten Tiefseerinne der Welt, nahe der Inselkette der Marianen im Pazifischen Ozean, haben Forscher eine bisher unbekannte Bakteriophagen-Art entdeckt. Das Virus mit dem sperrigen Katalognamen „vB_HmeY_H4907“ wurde in 8900 Metern Tiefe gefunden.
Ein Team um Min Wang von der Ocean University of China entdeckte das Virus in Sedimenten im Marianengraben südlich von Japan. Es vermehrt sich in Bakterien, die normalerweise in der Tiefsee vorkommen. „Unseres Wissen nach ist dies der am tiefsten bekannte isolierte Phage weltweit“, so die Professorin.
Virus infiziert ausschließlich Bakterien
Bisherige Forschungsergebnisse würden darauf hindeuten, dass es keinen Präzedenzfall dafür gebe, dass Bakteriophagen, wie das im Marianengraben gefundene Virus, Menschen oder Meereslebewesen infizieren, da ihr Wirt ausschließlich Bakterien sind, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Microbiology Spectrum“. Daher könne man das neue Virus in einem gewöhnlichen Labor bei vier Grad Celsius lagern.
Als Bakteriophagen (kurz Phagen) bezeichnet man verschiedene Gruppen von Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel, sondern „leihen“ diesen und Teile des Replikationsmechanimus von ihren Wirten „aus“, um sich zu vermehren. Aber auch einzellige Algen und andere Plankton-Organismen sind vor Phagen nicht gefeit.
Bakterien kommen rund um heiße Quellen vor
Die mit dem Virus infizierten Bakterien kommen den Forschern zufolge normalerweise in Tiefsee-Sedimenten sowie in sogenannten hydrothermalen Quellen - das sind Öffnungen am Meeresboden, die heiße Wasserströme freisetzen - vor.
Der rund 2400 Kilometer lange Marianengraben ist eine Tiefseerinne im Pazifischen Ozean, in der in etwa 11.000 Metern Tiefe der tiefste Ort unterhalb des Meeresspiegels liegt. Der Wasserdruck beträgt dort circa 1070 bar. Benannt wurde der Graben - wie auch die Inselgruppe der Marianen - nach der spanischen Königin Maria Anna von Österreich (1634 bis 1696).
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