Die Erzdiözese möchte mit Glaubwürdigkeit die Menschen in der Kirche halten. Doch der Ausweg aus der Misere könnte in der Geldtasche liegen.
Die Zahl der Kirchenaustritte in Salzburg ist alarmierend. Immer mehr Katholiken kehren der Institution den Rücken. Während die Erzdiözese den Grund dafür in der Entfremdung der Mitglieder verortet, sieht der Kirchenhistoriker Rudolf Höfer die Ursache im Kirchenbeitrag. „Denn der zerstört die Kirche. Länder wie Deutschland und die Schweiz haben mit ihrem Modell der Kirchensteuer und Österreich mit dem Kirchenbeitrag hohe Austrittsraten“, sagt Höfer. Nicht die Missbrauchsfälle und die Frauenfrage bewögen die Menschen dazu, die Kirche zu verlassen. „Sondern der Kirchenbeitrag“, meint er.
Wenn immer mehr Katholiken aussteigen, dann steigt die Höhe des Kirchenbeitrags für die übrigen automatisch.
Rudolf Höfer, Kirchenhistoriker in Pension
Bild: Gerhard Ohrt
Höfer erklärt, dass es in Ländern wie Italien, Slowenien oder Spanien keine nennenswerten Austritte gäbe. Und das, obwohl es auch dort zu Missbrauchsfällen gekommen ist. „Die Menschen bleiben in den Kirchen, weil es dort eine Steuerwidmung gibt. Sie können sich aussuchen, ob ihr Geld dem Staat oder der Kirche zugutekommt“, sagt er.
Nachbarländer zeigen eine Lösung für das Problem
Während der Kirchenbeitrag in Österreich vom Gehalt abhängig ist, müssen die Bürger in jenen genannten Ländern automatisch ein Betrag an die Kirchen oder den Staat überweisen. „Obwohl sich die Menschen die Widmung selbst aussuchen dürfen, geht es den Kirchen dort sehr gut. Ich denke außerdem, dass diese Möglichkeit auch in Österreich helfen und die Austritte stoppen würde“, sagt Höfer.
Hitlers NS-Regime war der Anfang für die Ausstiege
Den Kirchenbeitrag gibt es in Österreich seit 1939. Mit dem Anschluss an NS-Deutschland plante Gauinspektor Hans Berner die Kirchen zu schwächen. Eine Steuer wäre „ein vernichtender Schlag gegen die Kirchenorganisation“. Durch dieses Gesetz verließen in den folgenden drei Jahren etwa 300.000 Österreicher die Kirche. „Und die Intention des NS-Regimes wirkt weiter“, sagt Höfer. Denn im Laufe der Jahrzehnte verließen immer mehr Katholiken die Kirche.
Seit den Missbrauchsskandalen von 2010 steigt die Zahl der Austrittswilligen weiter. Im Vorjahr kehrten sogar 90.808 Österreicher der Kirche den Rücken, 4913 davon in Salzburg. Höfer kritisiert auch, dass die Katholiken in Österreich anders als in Deutschland auch nach ihrem Berufsleben weiterzahlen müssen. Zudem sieht er in den steigenden Beiträgen ein Problem. „Denn wenn immer mehr aussteigen, dann steigt die Höhe des Kirchenbeitrags für die übrigen automatisch“, erklärt Höfer.
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