Statt Problemlösung

Nach Schockfoto: Jetzt „Hexenjagd“ auf Maulwurf

Wien
22.09.2023 06:00

Gleich nachdem die „Krone“ über einen Patienten am Boden berichtet hatte, ging die „Hexenjagd“ los. Die Klinik Wien-Donaustadt sucht einen Maulwurf. Statt alle Energie in die Lösung der Probleme (akuter Personalmangel, Gangbetten) zu stecken, wird nun Detektiv gespielt. Heftige Kritik daran kommt von FPÖ, ÖVP und der Ärztekammer.

Wer hat die Bilder gemacht und sie der Zeitung gegeben? Statt die dringenden Probleme zu lösen, muss die Direktion im Haus umherschnüffeln und „Täter“ suchen. Das soll Aufdecker (nicht zum ersten Mal) einschüchtern. Die legen sich schon längst geheime Mailadressen und Telefonummern zu. Aus Angst vor Jobverlust und Mobbing.

Klinik Donaustadt - Patient am Boden (kleines Foto) (Bild: zVg, Zwefo, Krone KREATIV)
Klinik Donaustadt - Patient am Boden (kleines Foto)

Offen und mit Namen getraut sich fast niemand offenkundige Missstände anzuprangern. Was sagt das über das Betriebsklima in den Spitälern aus?

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Wenn ein Patient offensichtlich aus dem Bett gefallen ist, dann kann niemand von den Mitarbeitern Zeit haben, ein Foto zu machen. Die Mitarbeiter haben sich immer zuerst um die Patienten zu kümmern.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erklärte, Mitarbeiter dürften keine Zeit für Fotos haben, sondern müssten unverzüglich helfen. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp warf Hacker daraufhin vor, das Personal zu verhöhnen, und fordert dessen Rücktritt. Der Spitälerverbund Wigev beteuert, dem aus dem blutigen Bett gefallenen Mann sei binnen weniger Minuten geholfen worden.

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Hacker putzt sich ab und schiebt die gesamte Schuld auf das medizinische Personal. Diese Arroganz ist ein Affront gegenüber den völlig überlasteten Ärzten und Pflegekräften.

Dominik Nepp, FPÖ-Chef Wien (Bild: SEPA.Media KG | Isabelle Ouvrard | www.sepa.media)

Dominik Nepp, FPÖ-Chef Wien

In dieser Nacht hatten zwei Pfleger in der Station Dienst, zuständig für beinahe 30 Patienten! Tags darauf legten Klinikmitarbeiter eine Gefährdungsmeldung. Heißt: Aus Personalmangel ist praktisch kein regulärer Betrieb mehr möglich. Laut Wigev soll zwischen den beiden Vorfällen jedoch keinerlei Zusammenhang bestehen.

Stefan Ferenci, Vizpräsident der Wiener Ärztekammer, fordert einen Krisengipfel: „Laut Medienbericht war bei der Entstehung des Fotos die Nachtschicht im Donauspital schwer unterbesetzt - das überrascht mich leider gar nicht. Was mich aber überrascht, ist die Reaktion des Gesundheitsstadtrates Peter Hacker. Ich würde nicht zuerst daran denken, wer aus der Spitalsbelegschaft das Foto geschossen hat, sondern wie man so etwas in Zukunft verhindern kann.“

Stefan Ferenci, Ärztekammer Wien (Bild: Holl Reinhard)
Stefan Ferenci, Ärztekammer Wien

Ärztekammer bestätigt Hilferuf aus Spitälern
Man könne die in der „Krone“ geäußerten Hilferufe bestätigen: „Es gibt kaum Pfleger und die Ärzte, die es noch gibt, brennen regelmäßig aus. Die Leidtragenden sind am Ende vor allem Patienten. Ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem darf sich solche Horrorszenen, zumal in gewisser Regelmäßigkeit, niemals leisten“, so Ferenci.

Und ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec mahnt: „Die Hilferufe der Belegschaft dürfen nicht ignoriert werden. Gesundheitsstadtrat Hacker muss die Verantwortung wahrnehmen.“

Die Ärztekammer hat einen Zehn-Punkte-Plan zur „Rettung der Wiener Spitäler“ vorgestellt. Doch ernsthafte Gespräche ließen auf sich warten.

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