Langsam, streitlustig
Mit 96 Jahren: Älteste US-Richterin suspendiert
Sie wurde bereits 1984 vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan ernannt und war bis Mittwoch nach wie vor aktive US-Bundesrichterin: die 96 Jahre alte Pauline Newman. Jetzt hatten sich aber zu viele ihrer Kollegen über sie beschwert: Sie sei zu langsam, zu verwirrt, zu streitlustig, so der Tenor. Newman wurde deshalb vom Dienst suspendiert - sie will das aber nicht auf sich sitzen lassen.
Die mit 96 Jahren älteste US-Bundesrichterin ist am Mittwoch wegen Anzweiflung ihrer geistigen Kompetenzen vom Dienst suspendiert worden, nachdem sie eine Untersuchung verweigert hatte. Eine Befragung des Personals hätte Beweise dafür erbracht, dass die Richterin „möglicherweise unter erheblichen geistigen Problemen leidet - einschließlich Gedächtnisverlust, mangelnder Auffassungsgabe und Verwirrung“, so der Justizrat.
Erst einmal für ein Jahr suspendiert
Kollegen hätten beklagt, dass Newman zu langsam arbeite und häufig durcheinander, nervös und streitlustig sei, hieß es weiter. Obwohl ihr Arbeitspensum bereits reduziert worden sei, brauche Newman viermal so lang wie andere Richter, um Stellungnahmen zu Fällen abzugeben.
Da die 96-Jährige eine Untersuchung durch einen von dem Gericht ausgewählten Neurologen und Psychiater abgelehnt hatte, sei sie für ein Jahr suspendiert worden. Die Suspendierung könne verlängert werden, wenn sie sich weiterhin weigere, zu kooperieren, erklärte der Justizrat.
Richterin kontert mit eigenem Gutachten
Newman selbst bezeichnete die Entscheidung als rechtswidrig und als ein Ergebnis persönlicher Animositäten. Die von Newman beauftragte Psychiaterin Regina Carney hatte erklärt, „Richterin Newman weist keine wesentliche emotionale, medizinische oder psychiatrische Behinderung auf, die die Ausübung ihrer Pflichten als Richterin beeinträchtigen würde“.
Der Vorfall könnte erneut die Debatte über das hohe Alter vieler Menschen in verantwortungsvollen Positionen in den USA - darunter zahlreiche Politiker - anheizen.
Altersdebatte längst in Politik angekommen
Jüngst hatte der 81-jährige Minderheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, mit Aussetzern bei Pressekonferenzen für Schlagzeilen gesorgt. Drei weitere Senatoren sind noch älter als McConnell, darunter der Republikaner Chuck Grassley (89) und die Demokratin Dianne Feinstein (90).
Alter ist auch ein zentrales Thema vor der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. Der amtierende Präsident Joe Biden ist 80 Jahre alt, sein möglicher republikanischer Herausforderer, Ex-Präsident Donald Trump, ist 77 Jahre alt.
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