Ein „Prügelvideo“ aus Villach hat in den vergangenen Tagen die Wogen hochgehen lassen. Mehrere Nutzer hatten Selbstjustiz geübt und einen 13-Jährigen attackiert. Die „Krone“ sprach darüber mit einem Experten.
Eine Welle der Gewalt rollte dieser Tage durch Kärnten. Ausgelöst durch ein Video, das zwei junge Villacher (13 und 17) dabei zeigt, wie sie auf einen 66-Jährigen einprügeln. Gefilmt wurde die Attacke von den Burschen selbst, die den Videobeweis sogleich im Netz teilten. Wie berichtet, trug sich der Angriff zwar bereits im August zu, doch das Internet vergisst nichts. „Die Dynamik in den sozialen Medien ist unvorhersehbar – da kann man genauso gut würfeln“, weiß Psychotherapeut Lukas Wagner, der ein Experte im Bereich der Neuen Medien ist.
Hat es in der Vergangenheit auf Social Media sogar Rückenwind für solche „Prügelvideos“ gegeben, wurden die jungen Villacher im aktuellen Fall selbst zu Gejagten. Polizeiermittler Michael Bürger: „Schon kurz nach der Veröffentlichung kam es zum ersten Angriff auf den 13-Jährigen.“ Als ein Instagram-Profil das Video Wochen später erneut teilte, griffen nochmals mehrere Jugendliche den Minderjährigen an, um ihm eine Lektion zu erteilen. Ein klassischer Fall von Selbstjustiz!
Viele Jugendliche unterschätzen selbst die sozialen Medien. Wie sich die öffentliche Meinung zu einem veröffentlichten Inhalt entwickelt, ist praktisch unvorhersehbar!
Lukas Wagner, Psychotherapeut und Social Media-Experte
Wie Social Media Schlechtes befeuert
Kritisch sieht man das natürlich bei der Polizei: „Die Ermittlungen dazu laufen noch! Was, wenn es das nächste Mal einen Unschuldigen trifft?“ Deshalb werden auch die Betreiber des Instagram-Profils zur Vernehmung geladen. Denn unüberprüfte Informationen verbreiten sich durch solche Plattformen wie ein Lauffeuer. „Dabei entsteht eine Mob-Dynamik, quasi alle gegen einen’“, so Wagner.
Durch das Teilen auf den sozialen Plattformen stacheln sich Jugendliche gegenseitig auf; bis es sogar zu Gewalttaten kommt. Auch die Angriffe auf den 13-Jährigen wurden gefilmt! Eines steht für den Experten fest: „Hier geht es den Jugendlichen einzig um Aufmerksamkeit - ob positive oder negative, ist egal! Dazu kommt, dass Jugendliche noch kein Bewusstsein für die Konsequenzen ihrer Taten haben!“
Verantwortung durch digitale Reichweite
Zwar gibt es auf den verschiedenen Plattformen gewisse Regeln, an die sich alle Nutzer halten müssen, Verstößen wird aber eher sporadisch nachgegangen - unter anderem, weil die Anonymität viele Nutzer vor Konsequenzen schützt. „Das Internet entwickelt sich unfassbar schnell weiter - da kommen Gesetze oder die Polizei kaum nach“, weist auch Wagner auf die Problematik hin. Instagram-Profile mit tausenden Abonnenten können einen großen Einfluss auf diese Menschen haben - speziell, wenn es sich um Jugendliche handelt. Und damit geht auch große Verantwortung einher ...
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