Gratis Energiecoaching

Ehrenamtliche bringen Mietern über 200 € im Jahr

Die Zertifikatsverleihung am 13. September an die zehn neuen Energie- und Klimacoaches durch LR Rene Zumtobel.

(Bild: Florian Lechner)

Gratis, aber nicht umsonst! „Doppelplus“ heißt die Initiative von Stadtwerke Wörgl, Energieagentur und Klimabündnis Tirol, die den ohnehin gebeutelten Mietern einen kostenlosen Energiecheck anbietet. Die leicht umzusetzenden Tipps für den Alltag können bis zu 200 Euro Ersparnis bringen.

Rund 260.000 Tiroler leben in Mietwohnungen. Laut Schätzungen wird für ein Drittel das Auskommen mit dem Einkommen immer grenzwertiger. Zentrales Thema neben den Mietpreisen: die Energie! „Mieter haben meist baulich nicht die Möglichkeit, Energiesparmaßnahmen umzusetzen, deshalb ist das unsere Zielgruppe“, erläutert Johanna Nagiller. Sie leitet das Projekt „DoppelPlus“. Die Initiative von Klimabündnis Tirol, Stadtwerke Wörgl und Energieagentur Tirol versucht seit 2017, Mieter in Sachen Energiesparen zu beraten. Das Außergewöhnliche daran: Die Beraterinnen und Berater arbeiten ehrenamtlich, das heißt, die Beratungen sind völlig kostenlos.

Johanna Nagiller leitet das Projekt „DoppelPlus“

(Bild: Daum Hubert)

„Mieter können mit den Besuchen nur gewinnen“
„Wir können in den Bereichen Wohnen, Heizen, Strom, Mobilität, Beschaffung und Ernährung mit unseren Beratungen direkt vor Ort möglicherweise helfen“, möchte Nagiller Mieter ermutigen, via E-Mail ([e-mail]) oder telefonisch ( 0660-22274776) Kontakt aufzunehmen. Man könne durch die Gespräche mit den ausgebildeten Energie- und Klimacoaches nur gewinnen. Nicht nur Erkenntnisse, sondern auch bares Geld. Nagiller: „Das doppelte Plus bezieht sich auf die Umwelt und auf die eigene Geldtasche. Die Umsetzung der Energiespartipps bringt etwa 200 Euro im Jahr.“ Man habe bisher mit den Beratungen in 806 Haushalten – Schwerpunkt Innsbruck – eine Einsparung von über zwei Mio. Kilowattstunden bewirken können. Eine Win-win-Situation also, die den Beratenen auch noch ein kleines Starterpaket mit Energiesparartikel beschert.

Michaela Pfandler und Erich Gürtler sind die neuen Klimacoaches im Bezirk Imst.

(Bild: DAUM Hubert)

Seit einem Jahr Interesse stark zugenommen
Einziger Wermutstropfen: fehlende Bekanntheit. Wie so vieles habe die Pandemiezeit die Initiative abgewürgt, doch der Neustart im letzten Jahr war beeindruckend: Im Herbst meldeten sich 30 neue Mitarbeiter zur Ausbildung an. „Wir sind nun auch im Oberland und Außerfern vertreten“, freut sich die Leiterin. Mit der Wertschätzung – der kürzlichen Zertifikatsverleihung durch LR Zumtobel – steige auch die Motivation. Immerhin sei es eines der sinnvollsten Ehrenämter, gerade in Zeiten der Teuerung.

Wir sind allerdings keine professionellen Energieberater, sondern machen auf die kleinen Dinge im Alltag aufmerksam und die Menschen sind durchaus überrascht.

Coach Erich Gürtler.

Ein Ehrenamt, das gerade jetzt passt
Es sind in etwa 50 in ganz Tirol, die als DoppelPlus-Berater ehrenamtlich Mietern Tipps zum Energiesparen in ihre Wohnungen bringen. Seit rund einem Jahr steigt das Interesse an dieser freiwilligen Tätigkeit steil an, auch im ländlichen Gebiet. „Unsere neu ausgebildeten Coaches decken nun neben dem Tiroler Ober- und Unterland auch Osttirol und das Außerfern ab“, freut sich Projektleiterin Johanna Nagiller. Maßgeblich daran beteiligt sind die neuen Coaches für die Region Imst, Michaela Pfandler und Erich Gürtler.

Heiz-Tipps der Energie-Coaches

Es sind vermeintlich banale „Eh-Klar-Ratschläge“, deren Wirkung allerdings nicht zu unterschätzen ist. Zur Heizsaison haben die Doppelplus-Berater gute Tipps für den Alltag - mit geringem Aufwand:

• 2 bis 3 Mal täglich - und das 5 bis 10 Minuten - Stoßlüften. Fenster ganz öffnen, nicht kippen.
• Zimmertüre schließen hält die Wärme im Raum.
• Heizregelung einstellen: Alle Heizkörper sollen gleich warm sein, meist reicht eine Stellung im mittleren Bereich (Stufe 2-3).
• Heizkörperverkleidungen weg! Keine langen Vorhänge, Heizkörper müssen zugunsten einer freien Luftzirkulation frei sein.
• Heizkörper entlüften: Wenn die Heizkörper unten wärmer sind als oben oder sie Geräusche machen, sollten sie entlüftet werden.
• Innentemperatur kontrollieren: 1 Grad Celsius höhere Raumtemperatur bedeutet ca. 6 Prozent mehr Heizkosten. Die ideale Raumtemperatur liegt zwischen 18 und 22 Grad, je nach Nutzung des Raumes.
• Wartung: Das Heizsystem sollte regelmäßig von einer Fachkraft gecheckt werden. Im Idealfall kurz vor der Heizperiode, ca. alle ein bis 2 Jahre ein Heizungsservice.

Ehrenamtlich, aber keine Profis
„Ich habe eine ehrenamtliche Tätigkeit gesucht und bin auf DoppelPlus gestoßen“, erzählt Pfandler, „die Ausbildung ist übrigens sehr interessant.“ Interessant findet ihr Kollege die gesamte Materie und die Leute, die einem ihre Privatwohnungen öffnen: „Wir sind allerdings keine professionellen Energieberater, sondern machen auf die kleinen Dinge im Alltag aufmerksam und die Menschen sind durchaus überrascht.“

Nach dem boomenden Herbst 2022 sind nun auch die Bezirke Imst und Reutte abgedeckt. Einzig „weißer Fleck“: Landeck! Dies sollte sich allerdings schon bald ändern, denn am 6. Oktober startet die Grundausbildung - übrigens auch in Wörgl. Anmeldung möglich bis 30. September unter 0699 15546233.