Während unsere Nachbarländer ihre Gaslieferungen aus Russland auf verschwindend geringe Prozentwerte zusammengeschrumpft haben, stammten in Österreich im Juli noch 66 Prozent aus dem Land des Aggressors in der Ukraine. E-Control-Vorstand Alfons Haber fordert nun, dass die großen Energieversorger des Landes ihre Gasquellen bekannt geben müssen.
Österreich trage indirekt zur Finanzierung des brutalen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bei, da man nach wie vor hohe Mengen Erdgas aus Russland importiert, hatte der höchste EU-Beamte in Österreich, Martin Selmayr, vergangene Woche gemeint. Er fasste dies überspitzt als „Blutgeld“ zusammen, erntete dafür harsche Kritik und wurde sogar ins Außenministerium zitiert.
Zahlen zeigen: Abhängigkeit weiter hoch
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: So unrecht hatte Selmayr damit wohl nicht. Während das EU-weite Credo lautet, möglichst unabhängig vom einst so günstigen Lieferanten zu werden, konnte man hierzulande die gelieferten Mengen erst deutlich zu wenig reduzieren.
Während Italien die Importe von 40 auf 3 Prozent reduzieren konnte, schaffte es Deutschland gar von 55 auf 0 Prozent - im EU-Schnitt wurde der Wert von 40 auf immerhin 10 Prozent gesenkt, nur Österreich hinkt mit 55 Prozent Gas aus Russland (im Jahresschnitt) deutlich hinterher. Vor dem Krieg kamen noch 80 Prozent vom nunmehrigen Aggressor.
So will E-Control den Anteil reduzieren
Wenn es nach E-Control-Vorstand Alfons Haber geht, sollen die großen Energieversorger in Österreich künftig ihre Gasquellen bekannt geben müssen - also etwa „wer liefert ihnen das Gas, welche Länder sind das und über welche Leitungen kommt es nach Österreich“, sagte Haber am Donnerstagabend im ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“. Bisher sei das nicht der Fall. Damit könnte Österreich laut E-Control die Abhängigkeit von russischem Gas weiter reduzieren.
Dass etwa Deutschland seinen Anteil derart zurückführen konnte, habe sich laut dem AGGM-Vorstand Bernhard Painz zwangsläufig dadurch ergeben, dass „einfach die Nord-Stream-Pipeline in die Luft gesprengt worden ist und daher auch keine andere Möglichkeit bestanden hat, als sich Alternativen zu suchen“. Die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM) ist für die Koordination und Steuerung des Gasnetzes in Österreich zuständig.
Österreich zur Abnahme verpflichtet
Dazu kommt, dass die OMV mit dem russischen Gazprom-Konzern Lieferverträge bis 2040 hat und weiterhin Erdgas aus Russland bezieht. Das damals unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Ex-OMV-Chef Rainer Seele geschlossene Abkommen sieht vor, dass Russland günstig Gas nach Österreich liefert, man sich hierzulande aber auch verpflichtet, das Gas auch tatsächlich abzunehmen. Die genauen Details und etwaige Ausstiegsmöglichkeiten sind aufgrund der Geheimhaltungsklauseln nicht bekannt.
Ministerium begrüßt Transparenzvorstoß
Aus dem Energieministerium hieß es gegenüber „Eco“, dass man „natürlich alle Schritte für mehr Transparenz bei der Gasversorgung“ begrüße. Aktuell sei etwa eine Verordnung der E-Control in Begutachtung, „die die Gasversorger gegenüber der E-Control zu mehr Transparenz bezüglich ihrer Lieferverträge und der Herkunftsländer des bezogenen Gases verpflichtet“.
Für eine seriöse Angabe zur Herkunft des Erdgases bräuchte es aber einen „EU-weit standardisierten Herkunftsnachweis“, so ein Sprecher des Ministeriums gegenüber „Eco“.
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