Mit leeren Versprechen

Mutter klagt an: Moskau lockt Kubaner in den Krieg

Ausland
23.09.2023 15:41

Nach rund eineinhalb Jahren Invasionskrieg in der Ukraine hat Russland Schwierigkeiten, neue Kämpfer zu finden - sogar in fernen karibischen Gefilden werden neue Soldaten rekrutiert. Angehörige auf Kuba beklagen dabei, dass ihre Liebsten unter falschen Versprechen auf das Schlachtfeld gelockt werden. Statt eine Zukunftsperspektive zu bekommen, würden sie als Kanonenfutter missbraucht.

Zehntausende Soldaten soll Moskau im Ukraine-Konflikt bereits verloren haben. Ein unabhängiger Datenwissenschaftler schätzt, dass bis Mai des heurigen Jahres mindestens 47.000 russische Kämpfer gestorben sind - das ist um ein Vielfaches höher als jene Verluste, die der Kreml einräumt.

Russland unternimmt große Bemühungen, neue Kämpfer zu rekrutieren - und greift dabei offenbar auf schäbige Methoden zurück. In Kuba sollen bereits Hunderte Männer in den Krieg gelockt worden sein, teils unter falschen Versprechungen, wie die Mutter eines betroffenen jungen Soldaten berichteten.

Kuba war einst ein sowjetischer Bruderstaat - das ist wohl auch einer der Gründe, warum Russland ausgerechnet dort versucht, neue Soldaten zu rekrutierten. (Bild: AFP)
Kuba war einst ein sowjetischer Bruderstaat - das ist wohl auch einer der Gründe, warum Russland ausgerechnet dort versucht, neue Soldaten zu rekrutierten.

„Mein Sohn wollte uns eine bessere Zukunft ermöglichen“
Denn auf Facebook tauchen Anzeigen auf, in denen auf Kuba angeblich nach Köchen und Bauarbeitern gesucht wird. „Mein Sohn wollte uns eine bessere Zukunft ermöglichen“, erklärte eine kubanische Mutter gegenüber CNN. Der Kontakt erfolge mittels WhatsApp, danach werde ein Vertrag unterschrieben und die Männer nach Moskau gebracht. Für viele ist es das erste Mal, dass sie überhaupt die Insel verlassen.

Kubanische Mutter klagt an: „Sind Kanonenfutter"
Dort angekommen, habe ihr Sohn Pizza und Eis zu essen bekommen - zwei Lebensmittel, die er noch nie genießen durfte. Auch seine Familie habe sich zum ersten Mal Fleisch und Kaffee leisten können. Doch bald habe sich herausgestellt, dass die Männer gar nicht als Köche oder Bauarbeiter eingesetzt werden. „Sie mästeten ihn für die Schlachtung“, klagt die Angehörige. „Mama, ich bin in der Ukraine an der Front“, habe ihr Sohn der Kubanerin geschrieben. „Sie (Anm.: die angeworbenen Kubaner) sind dort, um die russischen Truppen zu schützen. Sie sind Kanonenfutter“, so die Mutter. Mittlerweile sei ihrem Sohn das Handy weggenommen worden und der Kontakt abgebrochen.

In diesem Posting berichten zwei weitere junge Kubaner, wie sie unter falschem Vorwand in den Krieg gelockt wurden:

Andere kubanische Männer berichteten, auf ähnliche Art und Weise rekrutiert worden zu sein. Nach der Anwerbung für einen Job auf einer Baustelle wurden sie in Moskau in einem beschleunigten Verfahren erst einmal eingebürgert. Obwohl davon in ihrem Vertrag nicht die Rede war, wurden sie anschließend in ein Training für den Krieg geschickt.

17 Verhaftungen wegen Menschenhandel in Kuba
In Kuba wurde in jüngster Vergangenheit bereits gegen die Rekrutierungen vorgegangen. Anfang September gab es 17 Verhaftungen wegen Menschenhandels - die Verdächtigen sollen Söldner für den Ukraine-Krieg angeworben haben. Aus dem kubanischen Außenministerium hieß es: „Kuba ist nicht Teil des Ukraine-Kriegs.“ Doch es gibt auch Anzeichen, dass Kuba in dieser Angelegenheit einen Schritt auf den Kreml zugehen könnte. Der kubanische Botschafter in Russland deutete an, dass es in Zukunft Möglichkeiten für eine legale Rekrutierung von Kubanern geben könnte.

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