Der Jäger hat mal wieder danebengeschossen. Stefan Weber, bekannt-berüchtigter Enthüller abgeschriebener wissenschaftlicher Abschlussarbeiten Prominenter, gerät selbst zusehend ins Visier. Aktueller Fall: die Diplomarbeit von Susanne Raab, Integrations- und Familienministerin der ÖVP.
Weber hatte in der Arbeit „zahlreiche Plagiate und Quatsch“ konstatiert. Die Uni Innsbruck, an der Raab Magister- und Doktortitel erwarb, ließ von externen Gutachtern prüfen. Ergebnis: kein Plagiat. Kein Vorsatz von Täuschung. Die Ministerin darf ihre Titel behalten. „Es liegt kein Plagiat vor, also wurde das Verfahren eingestellt“, heißt es in einer knappen Stellungnahme aus Raabs Ministerium.
„17 Plagiatsfragmente“
Raab hatte ihr Diplomstudium mit der Arbeit „Einstellungsstrukturen und Lebensbedeutungen ehrenamtlicher Mitarbeiter“ sowie in Rechtswissenschaften promoviert. Schon zu Beginn der Prüfung hatte das Ministerium von abstrusen Vorwürfen gesprochen. Weber blieb jedoch bei seiner Analyse. „17 Plagiatsfragmente“ habe er „auf 84 Seiten Fließtext gesichert“, oft im Umfang von bis zu einer halben Seite.
Das Gutachten sieht laut Uni Innsbruck indes keinerlei Notwendigkeit, den Fall weiter zu verfolgen.
In letzter Zeit muss der promovierte Kommunikationswissenschaftler Weber einige Rückschläge hinnehmen. Die Liste ist lang. Hier ein Auszug:
Weber ärgert sich immer maßlos, wenn seine Analysen ohne Konsequenz bleiben und spricht von „Universitätskorruption“. Der Ärger beruht auf Gegenseitigkeit. Peter Pilz etwa erinnert sich. Er hatte einst den Salzburger beauftragt, sich die Dissertation des ÖVP-Politikers Johannes Hahn - einst Wissenschaftsminister, heute EU-Kommissar - anzusehen. Fazit: Schwerer Plagiatsverdacht.
„Polemisch und unwissenschaftlich“
Pilz: „Wie er es aber sprachlich aufbereitet hat, das war nur polemisch und unwissenschaftlich.“ Weber sei daraufhin sehr sauer gewesen und habe quasi als Retourkutsche sich die Dissertation in Wirtschaftswissenschaften von Peter Pilz angesehen. Weber konstatierte bei Pilz ein „Eigenplagiat“. Er habe von sich selbst quasi geistiges Eigentum gestohlen.
Konkret soll Pilz eine gemeinsam mit einem zweiten Autor verfasste Studie eingereicht haben, ohne das korrekt auszuweisen. Es blieb, wie in so vielen anderen Fällen, ohne Konsequenz. Stefan Weber hat sich jedenfalls einen Namen in diesem Bereich gemacht. Und definitiv ein gutes Geschäftsmodell entwickelt.
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