Italiens Ex-Präsident
Giorgio Napolitano mit 98 Jahren gestorben
Der ehemalige italienische Präsident Giorgio Napolitano ist am Freitagabend im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Rom gestorben. Napolitano war der erste Präsident in der Geschichte der Republik, der das Amt zweimal ausübte: 2013 wurde er erneut in den Quirinalspalast gewählt, nachdem er 2006 das erste Mal zum Staatsoberhaupt gekürt worden war.
Napolitano war als erster und bisher einziger Kommunist in der Geschichte Italiens ins höchste Staatsamt gewählt worden. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger nannte ihn - wohl nicht ganz unironisch - seinen „Lieblings-Kommunisten“. Der gebürtige Neapolitaner war vor seiner Zeit im Präsidentenpalast bereits Parlamentspräsident und Innenminister gewesen.
Seine zweite Amtszeit im römischen Quirinalspalast war wegen gesundheitlicher Probleme jedoch kürzer als geplant. 2015 trat er im Alter von 89 Jahren zurück.
Komplexes Krankheitsbild
Das Krankheitsbild des Senators auf Lebenszeit war schon seit einiger Zeit komplex. Im Mai 2022 unterzog sich der ehemalige Staatspräsident einer Bauchoperation in der Spallanzani-Klinik in Rom. Schon 2018 musste sich er nach einer plötzlichen Krankheit einer Operation an der Aorta unterziehen.
Der 1925 geborene Napolitano absolvierte in den 1940er-Jahren ein Jurastudium an der Universität Neapel, welches er 1947 erfolgreich abschloss. Parallel dazu war er ab 1942 bei der faschistischen Studentenorganisation GUF aktiv. 1945 trat er dem Partito Comunista Italiano (PCI), der größten Kommunistischen Partei im Westen, bei. Seine ersten politischen Schritte unternahm er unter dem Flügel des charismatischen Kommunistenchefs Palmiro Togliatti. 1953 schaffte Napolitano als 28-Jähriger den Sprung ins Parlament. Aktiv arbeitete er mit Togliattis Nachfolger Enrico Berlinguer für den „historischen Kompromiss“ mit den Christdemokraten zusammen, der jedoch nicht zustande kam.
Vom Kommunist zum Demokrat
Der ursprünglich moskautreue Kommunist schloss sich im Laufe der 1980er Jahre dem sozialdemokratischen Flügel seiner Partei an. Nach dem Fall der Berliner Mauer setzte er sich aktiv für die Umwandlung der Kommunistischen Partei in eine sozialdemokratische Kraft ein, die Partei der Demokratischen Linken (PDS) getauft wurde. 1992 übernahm der Vater von zwei Söhnen den Posten des Präsidenten der italienischen Abgeordnetenkammer, den der zum Staatsoberhaupt gewählte Christdemokrat Oscar Luigi Scalfaro frei gemacht hatte. Nach dem Sieg des Mitte-Links-Anführers Romano Prodi bei den Parlamentswahlen 1996 übernahm er den heiklen Posten des Innenministers.
Die neuerliche Wende in seinem Leben kam 2005, als ihn der damalige Präsident Carlo Azeglio Ciampi wegen seiner Dienste für die italienische Demokratie zum Senator auf Lebenszeit ernannte. 2006 wurde Napolitano im vierten Wahlgang zum Staatspräsidenten gewählt. Sieben Jahre später wurde er für ein zweites Mandat wiedergewählt, nachdem Ex-EU-Kommissionschef Prodi bei der Wahl gescheitert war.
Der Rekord-Präsident
Napolitano hält mit 3166 Tagen die am längsten währende Amtszeit eines italienischen Präsidenten. Ende 2014 verkündete er in seiner Neujahrsansprache an das italienische Volk, dass er aufgrund seines hohen Alters (zu diesem Zeitpunkt 89 Jahre) einen baldigen Rücktritt anstrebe. Am 14. Jänner 2015 schließlich unterzeichnete er seine Rücktrittserklärung und schied aus dem Amt. Zwei Wochen danach wurde Sergio Mattarella zu Napolitanos Nachfolger gewählt, der immer noch im Amt ist.
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