15.000 € für Patientin

Therapeutin tratschte über Sex-Geheimnisse

Eine steirische Psychologin überschritt ethische Grenzen. Eine Patientin bekommt nun 15.000 Euro.

Bei einer Psychotherapie erhofft man sich als Patient Rat, wie man in schwierigen Zeiten durchs Leben kommt. Diese Hilfestellung erwartete sich auch eine Psychologiestudentin von ihrer Therapeutin.

Höchstpersönliche Beziehung zur Patientin aufgebaut
Doch diese ging eindeutig zu weit, denn mit der Zeit entwickelte sie eine höchstpersönliche Beziehung zur Patientin - mit gemeinsamen Ausflügen, dem Du-Wort, Umarmungen und Getratsche über das Sexleben - samt eindeutigen Anspielungen der Therapeutin. Bis die Patientin eines Tages realisierte, dass diese Vorgehensweise alles andere als in Ordnung war und ihr schadete.

Statt sich um ihre hilfesuchende Patientin zu kümmern, hat eine Therapeutin die ethischen Grenzen völlig überschritten. (Symbolbild)

(Bild: stock.adobe.com)

Sie wandte sich an die Grazer Anwältin Karin Prutsch-Lang. Für die Juristin war sofort klar: Dieses Vorgehen der Psychotherapeutin, die noch dazu als ranghohe Lehrperson tätig ist, verstößt gegen alle ethischen Verpflichtungen, die klar und deutlich im Berufskodex festgelegt sind.

Psychologin muss jetzt 15.000 Euro zahlen
Die Anwältin klagte, und es wurde ein Vergleich erzielt. Die Therapeutin muss ihrer Ex-Klientin 15.000 Euro zahlen. Außerdem legte Prutsch-Lang Beschwerde bei den zuständigen Stellen ein. Ob es Sanktionen gab, erfuhr sie nicht. Das Beschwerdeverfahren sei äußerst intransparent abgelaufen: „Niemand konnte mir bestätigen, dass die Ethikkommission die Statuten eingehalten hat. Es gibt überhaupt keine Kontrolle“, so das Resümee. Was sie dennoch erfahren hat, ist, dass die Therapeutin ein paar Monate nicht unterrichten durfte und ein Seminar besuchen musste. Ein Hohn für die Ex-Patientin.