Jedes Jahr bedankt sich die Stadt beim Pflegefamilien-Brunch für die unbezahlbare Leistung, die diese Menschen vollbringen. Die „Krone“ war dabei und hat erfahren, warum sich diese Tätigkeit nicht nur für die Kinder, sondern auch die Mütter und Väter selbst auszahlt. Das ist wichtig, denn es werden dringend mehr Pflegeeltern gebraucht.
Derzeit gibt es 900 Pflegepersonen in Wien, 400 weitere mit Wiener Pflegekindern wohnen in Niederösterreich oder dem Burgenland. „Um den Bedarf zu decken, braucht es doppelt so viele“, sagt Martina Reichl-Roßbacher, Leiterin des Fachbereichs Pflegekinder der MA 11.
Denn derzeit kommen vor allem Kinder bis drei Jahren in Familien unter, ist man älter, landet man in einer betreuten WG. „Es ist unser großes Ziel, auch ältere Kinder in einem familiären Umfeld aufwachsen zu lassen. Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand“, betont auch Johannes Köhler, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe.
Ein Stück des Weges begleiten
Doch es gibt einige Hürden, die auf Pflegefamilien zukommen: Sie müssen finanziell abgesichert sein, Kurse absolvieren, Bereitschaft für den Kontakt zur leiblichen Familie des Kindes mitbringen. Das kann nicht jeder so wie Familie R. „Meine Tochter Sophie kam als Frühchen zur Welt. Wir wollten weitere leibliche Kinder, haben uns aber nicht getraut“, erzählt Kathrin. Also entschieden sie sich für diesen Weg. Und haben ihn nie bereut. „Unser Langzeitpflegekind Philipp ist über sechs Jahre bei uns. Insgesamt habe ich bereits 13 Kinder ein Stück des Weges begleitet“, schildert die 36-Jährige.
Mittlerweile sogar als Krisenpflegemutter - dabei betreut man Kinder nur so lange, bis sie einen fixen Platz haben: Die Schwestern Lena (3) und Luisa (2) leben derzeit bei ihr. Ist es nicht schwer, wenn die Kinder nach einiger Zeit ihr Haus wieder verlassen? „Ich sehe das so, dass ich in der Zeit ihr Leben zum Positiven beeinflusse.“ Die 14-jährige Sophie ist dabei eine große Hilfe, immerhin ist das ein Job für die ganze Familie.
Kinder können auch langfristig bleiben
Andreas und Stefan kümmern sich gerade um ihr erstes Pflegekind, den zehn Monate alten Lukas. Bei ihnen stehen die Chancen gut, dass der Kleine langfristig bei ihnen bleiben kann, denn die leibliche Mutter lässt sogar die monatlichen Treffen aus.
„Wir sind überrascht, wie toll der ganze Ablauf war“, sagt Stefan. Am liebsten hätten sie sich jetzt schon früher dafür entschieden. Wichtig ist den beiden, dass sie Lukas ein behütetes Zuhause schenken und ihm den Weg für ein behütetes Leben ebnen: „Ob leibliches Kind oder nicht, das macht da keinen Unterschied.“
Beitrag für die Gesellschaft
Wer einem Kind eine Familie schenkt, leistet einen Beitrag für die gesamte Gesellschaft. Davon ist Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) überzeugt. Vor wenigen Wochen lud er daher die Wiener Pflegeeltern zum jährlichen Brunch in die Blumengärten Hirschstetten.
Doch es gibt viel mehr Kinder, die ein liebevolles, stabiles Zuhause benötigen. Noch immer müssen Dreijährige in WGs oder Krisenzentren untergebracht werden (siehe Grafik), da die Plätze fehlen. Die Kinder- und Jugendhilfe sucht derzeit daher nach weiteren Interessierten für diesen Beruf. „Es gibt auch verschiedene Varianten, etwa für Alleinerzieher oder gleichgeschlechtliche Paare“, betont Wiederkehr. Für Krisenpflegeeltern wurde endlich auch ein Anstellungsmodell ausgearbeitet, das für ein geregeltes Einkommen sorgt.
Kinder sagen Danke
„Jede Pflegefamilie, die wir gewinnen können, ist ein Erfolg. Und im Namen der Kinder möchte ich jetzt schon Danke sagen“, sagt MA-11-Leiter Johannes Köhler. Alle Infos zu Pflegepersonen finden sich hier.
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