Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) startet nächste Woche eine neue Initiative. Der Bezug auf den großen Leopold Figl soll Optimismus und Mut verbreiten. Experten analysieren.
Weihnachten 1945. Österreich liegt in Trümmern. Der erste Nachkriegskanzler, Leopold Figl, hält eine legendäre Rede an seine Landsleute: „Ich kann euch (...) kein Stück Brot geben, keine Kohle (...). Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“
„Glaub an Österreich“
2023 lehnt sich Bundeskanzler Karl Nehammer an seinen großen Vorgänger an. „Glaub an Österreich“. So der Slogan der Initiative, die kommende Woche startet. Dass Nehammer sich bei seinem historischen Vorgänger bedient, ist dabei nicht das erste Mal - das „Glaubt an Österreich“-Zitat verwendete der ÖVP-Kanzler bereits beim Festakt zum 120. Geburtstag Figls vor knapp einem Jahr.
Der Vergleich mag vermessen klingen - Figl wandte sich an ein hungerndes Volk ohne Perspektive. Er überlebte mehrere Jahre Konzentrationslager. Und ist Säulenheiliger der ÖVP.
„Strategie ist richtig“
„Dennoch ist die Strategie richtig“, sagt Politikexperte Thomas Hofer. Die neue Initiative sei ein Hilferuf, „Nehammer versucht händeringend, Optimismus zu verbreiten“. Österreich sei gut durch die Krise gekommen. Die Kaufkraft sei stark, höchste Antiteuerungsmaßnahmen. „Die Initiative soll zeigen, wie großartig Österreich ist. Sie soll Hoffnung und Mut machen.“ Die von Pathos durchsetzte Initiative blendet die Rekordinflation aus, betont das Positive und ist auf Nehammer fokussiert.
Nehammer versucht händeringend, Optimismus zu verbreiten. Die Initiative soll zeigen, wie großartig Österreich ist. Sie soll Hoffnung und Mut machen.
Politikexperte Thomas Hofer
Nehammer im direkten Kampf gegen Kickl und Babler
Ein kluger Schachzug, sagt Hofer. So könne man das Duell mit FPÖ-Chef Kickl promoten und SPÖ-Chef Babler im wahrsten Sinne links liegen lassen. „Er präsentiert sich als einer, der Stabilität in instabilen Zeiten vermittelt. Als Normalo zwischen Extremen auf der Linken und der Rechten“, sagt auch Christoph Haselmayer (IFDD).
Nehammer präsentiert sich als einer, der Stabilität in instabilen Zeiten vermittelt. Als Normalo zwischen Extremen auf der Linken und der Rechten.
Christoph Haselmayer (IFDD)
Bemerkenswert sei die Betonung auf das Gemeinsame im knappen Text. Und der dadurch erkennbare Strategiewechsel. „Im Sommer zeigte man sich aggressiv gegen Kickl und Babler.“ Die Änderung gehe auf den neuen Kampagnenleiter Bernhard Ebner zurück. Er war acht Jahre Landesgeschäftsführer in Niederösterreich.
Dort, von wo so viele ÖVP-Granden abstammen oder - wie Nehammer - sozialisiert wurden. Dort, wo Leopold Figl daheim war.
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