Keine „Pingpong-Bälle“
Papst spricht sich gegen Abschiebungen aus
Papst Franziskus hat sich beim Heimflug von seiner Marseille-Reise am Samstag gegen die Abschiebung von Migranten erklärt. „Es hat sehr hässliche Fälle gegeben, in denen Migranten “wie beim Pingpong„ zurückgeschickt wurden. Es ist bekannt, dass sie oft in Lagern landen und noch schlimmer enden als zuvor“, sagte der Papst im Gespräch mit Journalisten im Flugzeug nach Rom.
Auf die Frage eines Journalisten, ob seine Aufrufe für Migranten seit Beginn seines Pontifikats vor zehn Jahren erfolglos geblieben seien, antwortete der Papst: „Ich glaube nicht, ich würde sagen, dass das Wachstum langsam vonstatten gegangen ist. Heute gibt es mehr Bewusstsein für das Migrationsproblem. Das Bewusstsein hat einen Punkt erreicht wie mit einer heißen Kartoffel - man weiß nicht, wie man sie nehmen soll“.
Papst fordert Aufnahme und Integration
Der Papst bekräftigte, dass Migranten in den Flüchtlingslagern in Nordafrika als „Sklaven“ behandelt werden. „Wir können sie nicht einfach zurückschicken wie einen Pingpong-Ball. Die Migranten müssen aufgenommen, begleitet, gefördert und integriert werden“, so der Pontifex.
Wir können sie nicht einfach zurückschicken wie einen Pingpong-Ball. Die Migranten müssen aufgenommen, begleitet, gefördert und integriert werden.
Papst Franziskus zur Flüchtlingskrise
Bild: APA/AFP/POOL/Alessandra Tarantino
Antwort an Meloni
Die Worte Franziskus ́ gelten als Antwort auf die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni, deren Regierung sich verstärkt für die Abschiebung von Wirtschaftsmigranten einsetzen will. So plant Meloni die Einrichtung von Abschiebungszentren in jeder der 20 italienischen Regionen mit dem Ziel, Abschiebungen zu erleichtern.
Die süditalienische Insel Lampedusa war in den letzten Wochen mit massiven Flüchtlingsströmen konfrontiert. In wenigen Tagen hatten 11.000 Migranten die Insel zwischen Tunesien und Sizilien erreicht, so viele wie noch nie.
Den zweitägigen Besuch in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille hatte Franziskus am Freitag und Samstag ausdrücklich dem Schicksal von Flüchtlingen in Europa gewidmet. Mit dramatischen Worten plädierte er erneut für eine bessere Aufnahme der Flüchtlinge in Europa. So prangerte er an, dass vielen Migranten ein menschliches Leben verweigert werde.
Fortschritte in seiner Friedensmission
Bei der Friedensmission für die Ukraine sieht Franziskus hingegen erste Forstschritte. Immerhin gebe es bei der Bemühung um die Rückführung der nach Russland verschleppten ukrainischen Kinder positive Entwicklungen, sagte Franziskus laut Kathpress am Samstag auf dem Rückflug von Marseille nach Rom. Das „Mittelmeer-Treffen“ war der Anlass für die zweitägige Papstreise, die kein offizieller Staatsbesuch in Frankreich war.
Auf die Frage, ob er angesichts des aktuellen Stands der gesamten Friedensmission frustriert sei, antwortete er, es sei frustrierend, weil die Beteiligten und insbesondere das vatikanische Staatssekretariat sehr viel Arbeit investierten und bisher nur wenig Konkretes erreicht hätten. Zugleich erinnerte er daran, dass es bei Gesprächen in einem Krieg immer nur um das Machbare gehen könne und dass man sich daher keine Illusionen machen solle.
Erneut beklagte der Papst, dass Waffenhandel ein äußerst lukratives Geschäft sei. Man dürfe nicht mit den betroffenen Völkern spielen. Wenn man in einem laufenden Krieg den Ukrainern keine Waffen mehr gebe, beginne ein Prozess, dem am Ende das ukrainische Volk zum Opfer falle.
Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte nach den Äußerungen des Papstes zu diesem Thema, Franziskus habe damit auf die paradoxen Konsequenzen von Waffenlieferungen hinweisen wollen. Wenn ein Land einem anderen erst Waffen liefere und es damit in seiner Kriegsoption bestärke, dann aber plötzlich die Waffenlieferungen einstelle, sei das eine Katastrophe. Der Papst habe unterstreichen wollen, dass jene, die Waffen verkauften, nie die Konsequenzen dafür tragen müssten, sondern jene, die im Krieg das Opfer seien, wie derzeit das ukrainische Volk.
Franziskus hatte im Mai den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, mit einer Friedensmission für die Ukraine beauftragt. Zuppi führte mittlerweile Gespräche in Kiew, Moskau, Washington und Peking.
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