„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl kommt der dieswöchigen Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ nicht umhin, einen Ausflug in die Botanik zu machen. Genauer gesat in die Dendrologie, die Wissenschaft der Bäume!
Martin Hinteregger hat David Alaba jüngst mit einer Zirbe verglichen und ihm damit eigentlich ein schönes Kompliment gemacht. Gilt die pinus cembra aus der Familie der Föhrengewächse, bei unseren westlichen Nachbarn mit den vielen Amtssprachen auch Arve genannt, doch als die „Königin der Alpen“, was auf dem Zirbenweg vom Patscherkofel nach Tulfes eindrucksvoll bestätigt wird. Auch Kissen, Schnaps und Stuben unterstreichen die royale Bedeutung des edlen Gewächses. Allerdings hatte Martin H. mitnichten die Absicht, David A. ein Kompliment zu machen, sondern im Gegenteil den Vorwurf, sein ehemaliger Teamkapitän würde bei Interviews immer dieselben Sätze absondern („Da kann ich ja gleich die Zirbe da hinten interviewen“). Alaba hat darauf fast schon staatsmännisch-sachlich reagiert, aber viel interessanter ist wie so oft der Hintergrund dieser Geschichte.
Eine enge Beziehung
Denn als gebürtiger Kärntner weiß Hinteregger natürlich um die enge Beziehung zwischen Fußball und Wald bzw. zwischen Fußball und Bäumen und ist vertraut mit der Littmann-Installation „For Forest“, die im Jahre 2019 fast 300 Bäume in das von seinem Geburtsort gerade mal 20 Kilometer entfernte und völlig überdimensionierte Klagenfurter Stadion brachte. Und sicher weiß er von seinem Opa, dass der ehemalige DFB-Kicker Klaus Fichtel schon bei seinem Heimatverein, der Arminia aus dem Castrop-Rauxeler Stadtteil Ickern, ausschließlich „Tanne“ gerufen wurde, weil die Zirbe im Ruhrgebiet eher eine untergeordnete Rolle spielt. Dass Fußballfelder (zumindest in Deutschland) nach einem Gesetz von 1886 frei von Bäumen sein müssen, ist nur ein weiteres von unzähligen Beispielen für das symbiotische Miteinander von Fußball und Bäumen.
Jagd auf WM-Titel
Eins ist allerdings äußerst schade: Die Tree Hugging World Championships 2023, also die Weltmeisterschaften im Baumumarmen in den Disziplinen „Speedhugging“ (möglichst viele Bäume), „Dedication“ (möglichst hingebungsvoll) und „Freestyle“ (Wurscht, Hauptsache umarmen) haben schon am 19. August im finnischen Levi stattgefunden und das komplett ohne österreichische Beteiligung, was auf der Hand liegt, da der Hinteregger’sche Zirbenvergleich viel zu spät und damit zur Unzeit kam. Es besteht aber berechtigte Hoffnung auf die nächste Auflage dieser WM in den läppischen (heißt das so?) Wäldern um Levi und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Hinteregger beim Umarmen von Alaba nicht zumindest einen Stockerlplatz in der Kategorie „Dedication“ erringen würde. Den Termin sollte man sich dringend vormerken.
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