Gottfried Grasser ist der Lokalmatador am Red Bull Ring in Spielberg. Der steirische Teamchef des Lamborghini-Teams aus Knittelfeld ist nur einen Steinwurf von der Strecke entfernt aufgewachsen. Wie er die DTM als Hauptakteur erlebt und wie die Familie mit seinem Job um die Welt zieht.
Einmal ganz nahe sein, mittendrin im Motorsportgeschehen. Nicht am Streckenrand, sondern direkt in der Box. Gottfried Grasser, Teamchef vom Grasser Racing Team, gab der „Krone“ am Red Bull Ring tiefe Einblicke und sprach außerdem über...
Seine Rolle als Teamchef: „Ich bin Multifunktionspersonal. Ich bin immer am wenigsten Teamchef bei uns. Ich bin auch nie in die Rolle des Teamchefs richtig hineingewachsen. Das hat sich dann einfach ergeben, weil ich irgendwann einmal ein Team gegründet habe. Mein Herzblut liegt bei der Technik. Ich bin bei jeder Entwicklung, die mit Setup zu tun hat, dabei. Bei der Fahrzeugentwicklung, wie wir das Auto am Ende schneller bekommen. Das ist einfach meine Passion. Ich betreue im heurigen Jahr nebenbei auch noch unser Auto beim GT Masters als Renningenieur - als Nebenbelastung quasi. Aber es macht mir einfach irrsinnig viel Spaß.“
Die Entwicklung im Motorsport: Die nicht so brauchbare Erfindung - auch im Motorsport - war und ist der Computer. Die alten Genies von früher, wie ein Colin Chapman, haben mit wenig Geld ganz viel geschafft. Heute ist eher so, dass die Verantwortlichen mit viel Geld wenig machen. Der Flair ist durch das Computerzeitalter sicher verloren gegangen. Heute gibt es im Rennsport oft Menschen, die sitzen ihr Leben lang beim Außenspiegel, entwickeln ihr Ding ohne jemals das ganze Auto zu sehen. Das ist bei uns in der DTM und im Team ein bisschen schöner. Man kann alles machen, in jeden Bereich. Ich bin bei den Rennen genauso mit den Reifenleuten wie mit jedem Mechaniker zusammen. Ich will überall verstehen, was passiert. Ich will mich überall auskennen - das ist meine Leidenschaft.
Die Anfänge: Es hat bei uns im Endeffekt klein angefangen. Im Spaß mit zwei Freunden, einem Anhänger und einem Auto. Und das ist immer weiter gewachsen. Am Anfang waren es bis 2014 noch zwei Mitarbeiter. Ich habe von Budgetplanung etc. nie etwas gewusst, dabei auch viel Lehrgeld gezahlt. Im Team haben wir dafür nie die extreme Hierarchie gehabt. Für mich war immer wichtig: Der Chefmechaniker muss genauso wissen, wie und warum der Reifendruck so eingestellt ist - und die Reifenspezialisten müssen sich beim Auto auskennen. Heute ist die Struktur natürlich viel breiter. 26 Leute arbeiten an einem Rennwochenende - wie in Spielberg - mit uns im Team.
Die Familie: Alle im Team, die Mechaniker, Ingenieure usw. - wir sind eine große Familie. Mit vielen pflege ich schon über Jahre eine gute Beziehung. Du musst dich mit den Leuten verstehen, lebst das ganze Jahr auf engstem Raum miteinander. Es ist eine sehr leidenschaftliche Partie. Die lebt das. Auch wenn es einmal nicht so läuft, stehen meine Leute am Montag wieder da. Das ist schön. Auch meine Frau ist bei uns mit an Board. Elisabeth ist die Teammanagerin, macht alles, was sonst der Teamchef macht. Mein Sohn Max wächst freilich auf der Strecke auf. Er ist 19 Monate alt. Wenn er das grüne Auto sieht, reißt er schon die Türe auf und sitzt hinter dem Lenkrad. Da ist schon eine Begeisterung da (lacht). Das kann in Zukunft einmal teuer werden. Aber schauen wir, was er einmal macht. Es könnte schon in Richtung Kart gehen. Da würde ich ihn auch unterstützen.
Die Zukunft: Ich sage seit zehn Jahren, dass ich in drei Jahren aufhöre. Aber Spaß beiseite. Es geht schon noch ein bisschen weiter. Natürlich hat jede Saison Höhen und Tiefen. Aber heuer macht es wieder so viel Spaß, wie in den Anfangsjahren. Und auch, wenn es einmal stressiger ist. Sobald du einmal vier Tage zu Hause bist, fragst du dich schon, wann es wieder an die nächste Strecke geht.
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