2003 erhielt Graz endlich ein eigenes Haus für die zeitgenössische Kunst. Der Weg dahin war aber mit spitzen Steinen gepflastert.
Heute nach immerhin 20 Jahren - ist die „Blaue Blase“, der „Friendly Alien“, die „Erdnuss“ oder kurz: das Kunsthaus aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Doch bis es Gestalt annahm, war es ein langer Weg: Mitte der 1980er-Jahre kam die Idee auf, ein Trigon-Museum für zeitgenössische Kunst einzurichten. 1988 gab es einen ersten Architekturwettbewerb, für den der Pfauengarten als Standort diente. Doch knapp vor der Realisierung wurde - nicht zuletzt wegen großer Widerstände und einem Wechsel der Stadtregierung - alles auf Eis gelegt.
Widerstand der Grazer
1996 wagte man einen neuen Anlauf - dieses Mal sollte das Innere des Schloßbergs als Standort herhalten. Erneut scheiterte die Realisierung am Widerstand der Grazer, die sich in einer Volksbefragung gegen das Projekt aussprachen.
Für das Kulturjahr Graz 2003 war ein Kunsthaus aber ein absolutes Muss. Der damalige Kulturstadtrat Helmut Strobl und Bürgermeister Alfred Stingl machten sich besonders dafür stark. Und mit dem maroden Eisernen Haus am Südtirolerplatz war auch ein Standort anvisiert, mit dem jeder gut konnte.
Cook & Fournier erhielten Zuschlag
Die britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier gingen als Sieger aus dem internationalen Wettbewerb hervor und entwarfen ein transparentes, offenes, blau schimmerndes Haus, das in der Umsetzung zwar Zugeständnisse an technisch Machbares machen musste, bis heute aber als architektonisches Signal weit über die steirischen Grenzen strahlt.
So sehr die markante Architektur auch ins Auge sticht, so schwierig macht sie das Gestalten von Ausstellungen. Ohne eine einzige gerade Wand und nur mit künstlichem Licht muss man für ansprechende Präsentationen der Fantasie freien Lauf lassen. Hinzu kommt, dass Leihgebühren, Versicherungen und Transport immer teurer werden, das Budget - durch die Inflation - immer weniger.
Bekannte Namen, sperrige Inhalte
In den Anfangsjahren hatte es Peter Pakesch, der erste Chef des Kunsthauses, noch etwas leichter. Hinzu kamen seine ausgezeichneten Kontakte, die klingende Namen wie Andy Warhol, Ai Weiwei, Michel Majerus, Sol LeWitt, John Baldessari und andere nach Graz lockten.
Da hatte seine Nachfolgerin Barbara Steiner härter zu kämpfen. Auch wurden immer mehr Wünsche von Außen, nicht zuletzt seitens der Politik, an die Direktorin herangetragen. Trotzdem gelangen ihr spannende Ausstellungen wie etwa Peter Koglers „Connected“. Oft begeisterte ein spannendes Konzept, dessen überbordende Umsetzung aber nicht immer mithalten konnte.
Seit Jänner dieses Jahres ist Andreja Hribernik am Ruder, mit der Jubiläums-Ausstellung „The Other & Sol LeWitt’s Wall. Performed“ zeigt sie ab 27. September erstmals ihre eigene Handschrift. In Zeiten der hohen Inflation bleibt nur noch zu hoffen, dass ihr die Ideen nicht ausgehen.
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