Die Wiener Austria wankt von einem Tiefschlag in den nächsten. Wirtschaftlich ist die Austria schwer angeschlagen, sportlich steht der schlechteste Saisonstart seit 17 Jahren zu Buche. Beim 1:2 am Sonntag in Altach vergab die Mannschaft von Michael Wimmer neuerlich eine frühe Führung viel zu leichtfertig und sah sich wohl nicht ganz zu unrecht auch vom Schiedsrichter benachteiligt. „Es ist gerade nicht so einfach, alles zu verdauen“, sagte Sportdirektor Manuel Ortlechner.
Die gebeutelte Mannschaft konnte sich nur kurz über die Führung durch Johannes Handl (5.) freuen, nach einer Viertelstunde hatte Altach die Partie gedreht. Trotz über weite Strecken gefälligem Spiel traten die Wiener die Heimreise ohne Punkte an. „Ich bin brutal enttäuscht. Wir kommen gut ins Spiel rein und gehen in Führung. Ich dachte, jetzt geht ein Ruck durch die Mannschaft und wir ziehen das Spiel jetzt durch. Aber dann kriegen wir zwei einfache Gegentore und das Spiel nimmt seinen Lauf. Wenn man jedes Spiel zwei Tore kriegt, wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, analysierte Wimmer auf Sky.
Elfmeter-Wirbel
Dazu kamen vier Strafraumszenen, die allesamt gegen die Austria entschieden wurden. Einen Handelfmeter nach VAR-Check verwertete Mike Bähre zum Altacher Siegestreffer (15.), bei einer Attacke an Hakim Guenouche zeigte Schiedsrichter Sebastian Gishamer trotz VAR überraschend nicht auf den Punkt (34.), ein Handspiel von Atdhe Nuhiu wurde weder geahndet noch von Gishamer überprüft (40.). Und dann wurde auch noch ein Gruber-Tor nach VAR-Check wegen Handspiels nicht gegeben (77.). „Es waren heute zwei Elfmeter für uns. Das darf ich heute auch mal sagen“, meinte Wimmer. Selbst Altach-Trainer Joachim Standfest gestand: „Wenn er einen Elfer pfeift, regen wir uns auf, es wäre aber okay gewesen.“
„Es schaut blöd aus, aber ...“
„Alle Entscheidungen fielen gegen uns aus. Das müssen wir akzeptieren, ganz verstehen kann ich es aber nicht“, sagte auch Ortlechner, der für seine Spieler aufbauende Worte statt harter Kritik fand. „Man muss der Mannschaft Lob aussprechen, auch wenn es jetzt pervers klingt. Wir haben eine richtig gute Leistung gebracht“, erklärte er im Sky-Interview. Ähnlich sah es Dominik Fitz. „Wir waren über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft, haben dominiert. Es schaut blöd aus, aber wie wir heute gespielt haben, war nicht schlecht“, sagte der Offensivspieler.
Doch unterm Strich stehen eineinhalb Monate ohne Sieg, nur fünf Punkte und sechs erzielte Tore nach acht Runden - so schlecht stand die Austria zuletzt 2006 da, als nach dem angekündigten Stronach-Ausstieg die Mannschaft verbilligt worden war. „Es sind nicht die Ansprüche der Austria, die Austria gehört weiter nach oben. Da brauchen wir Punkte, und das schaffen wir zur Zeit nicht“, sagte Wimmer. Und nun wartet ausgerechnet der Erzrivale. Am kommenden Sonntag (17.00) steigt in Favoriten das Derby gegen Rapid. „Wir müssen schauen, dass wir zielstrebiger vors Tor kommen und als Mannschaft besser verteidigen. Ich bin guter Dinge, dass wir das nächste Woche besser machen“, meinte Fitz.
Auch Ortlechner gab sich zuversichtlich. „Wir schauen, dass wir nächste Woche wieder eine gute Leistung bringen, dann wird sich bald wieder ein Sieg einstellen. Ich habe keine Sorge, dass wir das Ruder nicht herumreißen“, betonte der Sportdirektor.
„Absolut dreckiger Sieg“
Ganz anders als in Favoriten ist die Gemütslage in Altach. Der SCR verbesserte sich in der Tabelle auf rang sechs und hält mit elf Punkten aus acht Runden beim besten Saisonstart seit sechs Jahren. „Wir haben einen guten Saisonstart hinter uns, aber so wie heute auch noch viel Luft nach oben“, sagte Standfest. Der Altacher Coach sah einen „absolut dreckigen Sieg“ und war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden. „Aber am Ende fragt keiner danach. Es sind drei Punkte, die extrem wichtig sind“, meinte Standfest.
Der weiter drittplatzierte LASK musste sich nach drei vollen Erfolgen hintereinander zuhause mit einem 0:0 gegen TSV Hartberg begnügen. Wieder einmal. Neun Spiele en suite sind die Linzer gegen die Steirer schon ohne Sieg, sechsmal remisierte man dabei. „Wir sind aufgrund des Ergebnisses sehr enttäuscht“, gestand Trainer Thomas Sageder. Sein Team ließ vor allem in der ersten Hälfte vieles vermissen und musste angesichts mehrerer Topchancen für die konterstarken Gäste glücklich sein, mit einem 0:0 in die Pause zu gehen.
„Die erste Halbzeit war sehr enttäuschend. Meine Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit aber eine gute Reaktion gezeigt“, befand Sageder, dessen im Vergleich zum 1:3 gegen Liverpool völlig unveränderte Truppe erst nach dem Seitenwechsel die erhoffte Dominanz auf den Platz brachte. Chancen kreierten die Athletiker aber auch kaum. Die beste resultierte aus einem Elfmeter, bei dem Robert Zulj an Hartberg-Goalie Raphael Sallinger scheiterte (55.). „Ich habe immer gemahnt, dass wir bei den bisherigen Spielen zu Höchstleistungen wachsen können, aber auch manchmal nicht zu hundert Prozent spielen“, sprach Sageder ein Muster an, das seine Truppe beim Cupspiel bei Regionalligist Imst am Mittwoch durchbrechen will.
Hartberg belohnte sich nicht
Hartberg hat dann mit dem Gastspiel bei Zweitligist Admira eine deutlich schwerere Aufgabe, durfte in Linz aber Selbstvertrauen tanken. Gerade vor dem Seitenwechsel war die Elf von Trainer Markus Schopp klar gefährlicher, alleine Donis Avdijaj hatte das 1:0 dreimal am Fuß. „Wir haben es trotz der Fülle an Torchancen nicht geschafft, den Gegner zu bestrafen“, musste Schopp erklären. Auch wenn der TSV spätestens nach dem Elfmeter deutlich zurückfiel, sah er seinen Tabellenfünften nach dem siebenten Punkt in den jüngsten drei Partien „auf einem guten Weg“.
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