SS-Veteran gewürdigt

Eklat bei Selenskyj-Besuch in Kanadas Parlament

Ausland
25.09.2023 16:20

Es war ein gut gemeinter Plan. Denn anlässlich des Besuchs von Wolodymyr Selenskyj in Kanadas Parlament wurde ein Landsmann des ukrainischen Präsidenten als Veteran gewürdigt, der im Zweiten Weltkrieg für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen die Sowjetunion gekämpft hatte. Allerdings übersah man dabei die dunkle Vergangenheit des 98-jährigen Immigranten Jaroslaw Hunka.

Nach Angaben der Organisation Friends of Simon Wiesenthal Center (FSWC) diente Hunka nämlich in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS, auch bekannt als Waffen-SS-Division Galizien. Die SS, die nach Kriegsende bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde, hatte in vielen besetzten Ländern nationale Verbände, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren.

Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Gattin Olena und dem kanadischen Premier Justin Trudeau im Parlament in Ottawa (Bild: AP)
Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Gattin Olena und dem kanadischen Premier Justin Trudeau im Parlament in Ottawa
Der 98-jährige Jaroslaw Hunka (rechts) wurde als heldenhafter Kämpfer gegen die Sowjets geehrt. (Bild: AP)
Der 98-jährige Jaroslaw Hunka (rechts) wurde als heldenhafter Kämpfer gegen die Sowjets geehrt.

Hunka war in der Kammer anwesend und erhielt tosenden Applaus während seiner Ehrung. Laut Radio Canada lebt er im Wahlkreis von Parlamentspräsident Anthony Rota. Das FSWC zeigte sich empört, das kanadische Parlament, allen voran sein Präsident, ernteten einen heftigen Shitstorm in den sozialen Medien. Der kanadische Politologe Ivan Katchanovski kramte auch Fotos aus Hunkas SS-Zeit hervor und postete diese auf X (vormals Twitter).

Parlamentspräsident Rota zeigte sich nach Bekanntwerden der Fakten mehr als zerknirscht und übernahm „die volle Verantwortung“ für sein Handeln. „Ich möchte ganz besonders mein tiefstes Bedauern gegenüber den jüdischen Gemeinschaften in Kanada und rund um die Welt ausdrücken“, erklärte der Politiker am Wochenende.

Kiew und die „Neonazis“
Die russische Propaganda versucht immer wieder, den Kriegsgegner Ukraine als „neonazistisch“ darzustellen. Dazu verweist sie auch auf den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909 bis 1959), der zeitweilig mit den Deutschen kollaborierte, in der Sowjetunion in Abwesenheit zum Tode verurteilt und von einem KGB-Agenten in München ermordet wurde.

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