Italien will zurück
„Keine Zeit verlieren“: Europa voll auf Atomkurs!
Ausgerechnet Maroš Šefčovič, der neue Klimaschutzkommissar der EU, hält Atomkraft für „sehr wichtig“! Und auch Italien will die Nuklearenergie massiv forcieren.
„Wenn man sich zahlreiche Projektionen für 2050 und die Zeit danach anschaut, habe ich ehrlich gesagt noch keine Prognose gesehen, laut der Klimaneutralität ohne Atomenergie zu erreichen wäre“, ließ Šefčovič laut der Zeitung „Welt“ am Rande der UNO-Generalversammlung in New York aufhorchen. Bei Nukleargegnern löst diese Aussage natürlich blankes Entsetzen aus.
Der 57-Jährige hatte den bestens dotierten und im Lichte der Erderwärmung vielleicht wichtigsten Posten des Klimakommissars erst im August vom Niederländer Frans Timmermans übernommen. Dieser hatte die EU-Hauptstadt verlassen, um als Spitzenkandidat des rot-grünen Wahlbündnisses für die Parlamentswahl in seiner Heimat anzutreten.
Timmermans-Nachfolger als Handlanger der Atomlobby
Doch kaum im Amt, entpuppt sich sein Nachfolger als Handlanger der Nuklearlobby und zieht sich damit den Zorn nicht nur der heimischen Umweltschützer zu! „Das passt genau in die nuklearfreundliche Linie der Europäischen Union, die Atomenergie als grün und damit förderwürdig einstuft, statt eine echte Ökowende einzuleiten“, kritisiert der international vernetzte GLOBAL-2000-Experte Dr. Reinhard Uhrig in Wien.
Jedes Land könne selbst entscheiden
Generös lässt es Šefčovič wenigstens jedem Land frei, welche Energiequellen es denn nutzen möchte! Das sei eine souveräne Entscheidung der jeweiligen Regierungen. „Wir sehen einige Mitgliedsländer, die in jüngster Zeit in den Bau neuer Atomkraftwerke investieren“, so der Slowake mit unverhohlener Genugtuung!
Wir sehen einige Mitgliedsländer, die in jüngster Zeit in den Bau neuer Atomkraftwerke investieren.
Maroš Šefčovič, der neue Klimaschutzkommissar der EU
Bild: AP
Es gebe auch großes wirtschaftliches Interesse an der Entwicklung kleiner Reaktoren. Trotz aller Bedenken sieht er in diesen unberechenbaren Minimeilern, mit denen etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Hunderten die Grande Nation zupflastern will, eine „echte Option für die Zukunft“.
Warnung aus Österreich
Um die Rolle der Atomkraft wird auf EU-Ebene bekanntlich immer heftiger gerungen. Ein echter Zankapfel! Denn Staaten wie Frankreich sehen darin trotz aller Warnungen eine nützliche Technologie, um die Energieproduktion klimafreundlich zu gestalten! Dr. Uhrig: „Wir dürfen hier auf EU-Ebene keinen Millimeter nachgeben!“ Davor warnt auch Österreichs EU-Mandatar Günther Sidl.
Wir dürfen hier auf EU-Ebene keinen Millimeter nachgeben!
EU-Abgeordneter Günther Sidl (SPÖ)
Bild: APA/SPÖ NÖ
Italien will wieder zur Atomkraft zurückkehren
Inzwischen schwenkt nach Macron auch Italien wieder voll auf Atomkurs um. Denn Premierministerin Giorgia Meloni will innerhalb von nur sieben Monaten einen Fahrplan für die Rückkehr zur Kernenergie vorlegen. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Es muss ein klares Ziel sein, zur Erzeugung von sauberer und sicherer Energie mithilfe der Atomtechnologie der neuen Generation zurückzukehren“, sagte Infrastrukturminister Matteo Salvini.
Die Italiener hatten sich 1987 - ein Jahr nach der folgenschweren Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Rom hatte die letzten Atomkraftwerke am Stiefel Europas 1990 stillgelegt. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem Referendum gegen den Bau neuer Meiler aus.
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