KK Downing ist immer noch nicht gut auf Judas Priest zu sprechen. Der Gitarrist, nach eigenen Worten „die Energie dieser Band“, ist seit 2011 nicht mehr bei der legendären Heavy-Metal-Gruppe - unfreiwillig, sagt er. Um seinen Groll zu kompensieren hat der Brite KK‘s Priest gegründet, den Gesang übernahm mit Tim „Ripper“ Owens ein weiteres Ex-Mitglied von Judas Priest. Nun erscheint das zweite Album „The Sinner Rides Again“. „Mehr Metal geht nicht“, sagt er im APA-Interview.
„Das ist die Musik, die ich immer gemacht habe“, betont Kenneth „KK“ Downing. „Ich würde schon sagen, dass ich mich weiterentwickelt und verändert habe, so wie das alle Leute über die Jahre tun. Aber dieses Album hätte auch in den Achtzigern oder Neunzigern veröffentlicht werden können. Ich mag diesen Stil und habe Respekt vor dem Erbe, das Bands wie Iron Maiden, Saxon, Scorpions, UFO und eben auch Judas Priest geschaffen haben.“
Treibende Gitarrenkräfte
Downing, geboren am 27. Oktober 1951 in West Bromwich, war seit 1970 für messerscharfe Gitarrenklänge bei Judas Priest verantwortlich. Mit dem 1974 bei der Gruppe eingestiegenen Glenn Tipton lieferte er sich die markanten Gitarren-Solo-Duelle. „Wir beide waren die treibende Kraft der Band. Wir haben alle von den Fans so geliebten Songs geschrieben. Ohne diese Songs gebe es keine Judas Priest“, hält Downing beim Zoom-Gespräch fest. Eine Stunde von Birmingham entfernt sitzt der Musiker in seinem Haus am Land vor dem Bildschirm.
Differenzen hätten ihn zum Ausstieg bewogen. „Die Meldung, dass ich mich nur noch um meinen Golfplatz kümmern wolle, war reine Propaganda des Band-Managements“, erzürnt sich Downing immer noch. „Ich wollte zurückkehren, aber sie haben nein gesagt.“ Die Konsequenz heiße KK‘s Priest: „Hier bin ich! So einfach ist das“, lacht der Musiker. „Wenn ich noch bei Judas Priest wäre, würde ich genau solche Songs bringen wie auf meinen Alben ‘Sermons Of The Sinner‘ und jetzt ‘The Sinner Rides Again‘.“
Ein Recht auf diese Musik
Es gibt bei KK‘s Priest zahlreiche Verweise auf Judas Priest, nicht nur was Songtitel wie „Sons Of The Sentinel“ (Bezug nehmend auf den Judas-Priest-Klassiker „The Sentinel“) betrifft. Downing nickt zustimmend: „Ich tue einfach das, was ich immer schon getan habe. Es ist dieselbe Spieltechnik, dieselbe Gitarre, derselbe Verstärker und der gleiche Songschreiber. Ich werde 72 und bin zu alt, um mich groß zu verändern. Ich denke, ich habe das Recht, diese Musik zu machen!“
Heavy Metal sei sein Vermächtnis, meint Downing. „Dieses Musikgenre sollte nie sterben. Ich bin hier, um das zu beweisen! Das neue Album ist neu, aber es klingt auch vertraut.“ Mit dem Begriff Heavy Metal habe er nie ein Problem gehabt, im Gegenteil, er sei stolz, dieses Genre mitentwickelt zu haben: „Es ist leicht, das Rad zu rollen. Aber es ist schwer, das Rad zu erfinden. Judas Priest wurden der Archetyp einer Metal-Band.“
Ein Leben unter Kompromissen
„Ich bin sehr stolz darauf, was wir mit Judas Priest geschaffen haben“, hält Downing fest. „Ich würde rückblickend nichts ändern. Aber sehr oft hätte ich gerne das Sagen gehabt, was Songs, Setlist oder Bühnenperformance betrifft. Ich habe mein Leben unter Kompromissen gelebt. Mit Judas Priest war es wie bei einem alten Ehepaar: Man hat keinen Sex mehr, aber man geht weiter gemeinsam seinen Weg und macht das Beste daraus. Aber jetzt, mit KK‘s Priest, ist die Käfigtüre offen.“
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