IHS-Chef Holger Bonin und WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi sehen in der Gewerkschaftsforderung nach 11,6 Prozent mehr Lohn für die Metalltechnischen Industrie eine moderate Vorgehensweise nach einem Reallohnverlust im Vorjahr. „Die Forderung ist gemessen an dem, was wir erwartet haben, sehr niedrig“, meinte Bonin am Montagabend. Grundsätzlich hätten Arbeitgeber wie Arbeitnehmer recht - der Industrie drohe eine Rezession, es müsse aber auch die Kaufkraft erhalten bleiben.
Die Auswirkungen auf die Inflation seien bei einem derartigen Abschluss gering, ohne Lohnerhöhung würden die Arbeitnehmer auf den Reallohnverlusten des Vorjahres „sitzen bleiben“, so Bittschi Montagabend zu Puls 24. Die Bundesregierung habe mit ihren Einmalzahlungen zum Teuerungsausgleich zwar die Einkommen stabil gehalten, allerdings seien diese Gaben nicht nachhaltig - dies müsse nun über die Löhne und Gehälter geschehen.
„Gefahr einer Rezession schon erheblich“
Bonin sieht in der „ZiB 2“ in den geforderten 11,6 Prozent Brutto-Lohnanstieg die Abgeltung der Inflation plus der Produktivitätssteigerung gewährleistet. Dies entspreche der traditionelle angewendeten „Benya-Formel“ für die Kollektivvertragsverhandlungen, in Zukunft wäre es aber sinnvoll, auch andere Kriterien anzuschauen. Zu der Gefahr einer Rezession in Österreich meinte Bonin, dass dieses Risiko „schon erheblich“ sei.
Vorschläge der Gewerkschaft, etwa Lohnsteigerungen gegen Freizeit abzutauschen, seien durchaus interessant, so der IHS-Chef. Hohe Abschlüsse würden in der Metalltechnischen Industrie die Inflation kaum antreiben, da deren Produkte ohnehin zum überwiegenden Teil exportiert werden. Auch Bittschi sieht keine „Befeuerung“ der Teuerung, ohne einen Inflationsausgleich würde aber die Kaufkraft unter Druck kommen.
Handel könnte Lohnsteigerung an Kunden weitergeben
Anders sei das etwa beim Handel, der nach den Metallern in die KV-Verhandlungen einsteigt. Dort könnten sich Lohnsteigerung in Preissteigerungen wiederfinden. Hier müsse man sich fragen, ob der Metaller-Abschluss auf andere Branchen umgelegt werden könne.
Wobei der Handel ohnehin ein geringeres Lohnniveau hat. Der kollektivvertragliche Mindestlohn in der Metallindustrie liegt bei 2.236 Euro brutto, im Handel sind es 1.945 Euro brutto.
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