Hass und Gewalt

Die Wurzeln des Bergkarabach-Konflikts

Ausland
26.09.2023 14:44

Die absolut vergiftete Stimmung zwischen Armeniern und Aserbaidschan macht ein Zusammenleben unmöglich. Doch warum herrscht Hass und Gewalt seit mehr als 100 Jahren?

Fast 14.000 Armenier sind aus Bergkarabach bereits geflüchtet. Und es werden in den kommenden Tagen noch viel mehr werden. Die Menschen haben Angst vor den Aseris, die das hauptsächlich von Armeniern bewohnte Gebiet, das völkerrechtlich aber zu Aserbaidschan gehört, in einem kaum 24-stündigen Krieg komplett erobert haben. Das Verhältnis zwischen Armeniern und Aseris ist allerdings derart vergiftet, dass ein Zusammenleben unmöglich erscheint. Seit mehr als 100 Jahren ist es geprägt von Hass und Gewalt. Und so fürchten die Armenier in Bergkarabach jetzt um ihr Leben. Zumindest um ihre Freiheit, denn für die Aseris sind sie alle Terroristen.

Zehntausende Todesopfer auf beiden Seiten
Tatsächlich hat der Konflikt in den vergangenen Jahrzehnten Zehntausende Todesopfer gefordert und gut eine Million Menschen zur Flucht gezwungen - auf beiden Seiten. Noch unter den Persern und später den russischen Zaren hat ethnische Zugehörigkeit nicht so eine Rolle gespielt. Im heutigen Armenien haben viele muslimische Aseris und im heutigen Aserbaidschan viele christliche Armenier gelebt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Nationalisten auf beiden Seiten eine größere Rolle zu spielen. Nach dem Untergang des Zarenreiches wurden so erstmals zwei eigenständige Staaten gegründet - da die Bevölkerung so stark durchmischt war, konnte man sich schon damals nicht auf eine Grenzziehung einigen.

Aserbaidschanische Flaggen in Bergkarabach (Bild: APA/AFP/EMMANUEL DUNAND)
Aserbaidschanische Flaggen in Bergkarabach

In der Sowjetunion erhielten Armenier und Aseris dann ihre eigenen Teilrepubliken - aber auch da war eine gerechte Grenzziehung eigentlich nicht möglich. Bergkarabach schlugen die Sowjets zuerst Armenien, wenig später aber als „Autonomiegebiet“ Aserbaidschan zu. Der Anteil der Armenier sank in der Folge von 95 auf 77 Prozent. Mit der Perestroika spitzte sich der Konflikt zu. 1988 stimmte das Regionalparlament in Bergkarabach dann für den Anschluss an Armenien. Die Folge waren Massaker an ethnischen Armeniern in Aserbaidschan.

Das Blatt hat sich gewendet
1991 rief Bergkarabach dann seine Unabhängigkeit aus, die aber von keinem Land der Welt anerkannt wurde. In einem bis 1994 dauernden Krieg besetzte Armenien schließlich die Region - und diverse angrenzende Provinzen. Es kam zu blutigen Massakern an ethnischen Aseris. Fast alle Aseris flohen aus dem Gebiet und fast alle Armenier aus Aserbaidschan. Heute hat sich das Blatt gewendet. Das reich gewordene Aserbaidschan hat das arme Armenien besiegt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt