Hass und Gewalt
Die Wurzeln des Bergkarabach-Konflikts
Die absolut vergiftete Stimmung zwischen Armeniern und Aserbaidschan macht ein Zusammenleben unmöglich. Doch warum herrscht Hass und Gewalt seit mehr als 100 Jahren?
Fast 14.000 Armenier sind aus Bergkarabach bereits geflüchtet. Und es werden in den kommenden Tagen noch viel mehr werden. Die Menschen haben Angst vor den Aseris, die das hauptsächlich von Armeniern bewohnte Gebiet, das völkerrechtlich aber zu Aserbaidschan gehört, in einem kaum 24-stündigen Krieg komplett erobert haben. Das Verhältnis zwischen Armeniern und Aseris ist allerdings derart vergiftet, dass ein Zusammenleben unmöglich erscheint. Seit mehr als 100 Jahren ist es geprägt von Hass und Gewalt. Und so fürchten die Armenier in Bergkarabach jetzt um ihr Leben. Zumindest um ihre Freiheit, denn für die Aseris sind sie alle Terroristen.
Zehntausende Todesopfer auf beiden Seiten
Tatsächlich hat der Konflikt in den vergangenen Jahrzehnten Zehntausende Todesopfer gefordert und gut eine Million Menschen zur Flucht gezwungen - auf beiden Seiten. Noch unter den Persern und später den russischen Zaren hat ethnische Zugehörigkeit nicht so eine Rolle gespielt. Im heutigen Armenien haben viele muslimische Aseris und im heutigen Aserbaidschan viele christliche Armenier gelebt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Nationalisten auf beiden Seiten eine größere Rolle zu spielen. Nach dem Untergang des Zarenreiches wurden so erstmals zwei eigenständige Staaten gegründet - da die Bevölkerung so stark durchmischt war, konnte man sich schon damals nicht auf eine Grenzziehung einigen.
In der Sowjetunion erhielten Armenier und Aseris dann ihre eigenen Teilrepubliken - aber auch da war eine gerechte Grenzziehung eigentlich nicht möglich. Bergkarabach schlugen die Sowjets zuerst Armenien, wenig später aber als „Autonomiegebiet“ Aserbaidschan zu. Der Anteil der Armenier sank in der Folge von 95 auf 77 Prozent. Mit der Perestroika spitzte sich der Konflikt zu. 1988 stimmte das Regionalparlament in Bergkarabach dann für den Anschluss an Armenien. Die Folge waren Massaker an ethnischen Armeniern in Aserbaidschan.
Das Blatt hat sich gewendet
1991 rief Bergkarabach dann seine Unabhängigkeit aus, die aber von keinem Land der Welt anerkannt wurde. In einem bis 1994 dauernden Krieg besetzte Armenien schließlich die Region - und diverse angrenzende Provinzen. Es kam zu blutigen Massakern an ethnischen Aseris. Fast alle Aseris flohen aus dem Gebiet und fast alle Armenier aus Aserbaidschan. Heute hat sich das Blatt gewendet. Das reich gewordene Aserbaidschan hat das arme Armenien besiegt.
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