Bei der Aktion dürften den Polizisten - wie sich wenig später herausstellte - richtig dicke Fische ins Netz gegangen sein: Die Männer stehen unter Verdacht, beginnend mit dem Heiligen Abend acht Wettbüros in der Bundeshauptstadt überfallen zu haben.
Die drei jüngeren Männer dürften die Haupttäter gewesen sein, welche Funktion der 69-Jährige in der Gruppe innehatte, ist noch nicht ganz klar. Auch gibt es noch keine Erkenntnisse, an wie vielen der Überfälle er beteiligt gewesen ist. Es liegt allerdings die Vermutung nahe, dass der als Taxifahrer arbeitende Mann als Chauffeur agiert hat.
Hohe Gewaltbereitschaft der Bande
Bei ihren Coups sollen die aus dem Irak, Marokko, der Slowakei und der Türkei stammenden Verdächtigen stets mit einer Gaspistole bewaffnet gewesen sein und außerdem eine sehr hohe Gewaltbereitschaft gezeigt haben. Sie bedrohten ihre Opfer sowohl verbal als auch mit Schlägen, erklärte Robert Klug vom Landeskriminalamt Wien am Dienstag. Beim ersten Überfall sei zudem ein Kellner mit einem Messer (weiteres Bild) am Oberschenkel verletzt worden, "weil er zu langsam den Tresor öffnete".
Erhebungen des Landeskriminalamts führten zur Ausforschung der Männer, die immer nach demselben Modus Operandi vorgingen: Einer der Verdächtigen gab sich in den Wettbüros als Spieler aus. Er ging in eine Wettkoje, spielte und ließ sich den Gewinn auszahlen. In diesem Moment kamen zwei weitere Räuber hinzu und überfielen das jeweilige Lokal. Die Männer agierten laut Klug in wechselnder Zusammensetzung.
"Bäckerei besuchen" als Code für Wettbüro-Überfall
"Den Kardinalfehler machte einer der Täter am vergangenen Samstag", sagte Klug. Der Mann schoss mit einer Gaspistole aus dem Fenster eines Asylheims, in dem er wohnte. Er wurde festgenommen und verhört, musste aber mit der Auflage eines Waffenverbots wieder freigelassen werden. Anschließend wurde eine "Spontanobservation" durch die WEGA durchgeführt, Hinweise auf einen bevorstehenden Überfall verdichteten sich, erklärte Klug.
Schließlich trafen sich die Verdächtigen am Sonntag in einem Lokal in Rudolfsheim-Fünfhaus und wurden dabei von den Polizisten überwacht. Die Männer sprachen bei ihrem Treffen davon, eine "Bäckerei zu besuchen". "Das war ihr Code für einen Wettbüro-Überfall", so der Ermittler.
Großteil der Beute wurde verspielt
Die Verdächtigen fuhren mit dem Taxi nach Neubau, zwei von ihnen verschwanden nach Angaben der Kriminalisten in "einer dunklen Hausnische". Ein dritter Mann ging in das Wettbüro. Dort setzte er sich in eine Koje und begann zu spielen. Schließlich kamen ein Kellner und der Mann wieder aus der Koje, die WEGA-Beamten griffen ein. "Durch das rasche Einschreiten konnte ein Raub verhindert werden", sagte der Einsatzleiter der WEGA.
Bis auf den vereitelten letzten Überfall konnten die Männer immer mit ihrer Beute flüchten, die insgesamt 80.000 Euro betrug. Bei der Festnahme jedoch konnten die Kriminalisten bei den Verdächtigen lediglich "einen geringen Bargeldbetrag sicherstellen". Das Quartett hätte das meiste Geld verspielt, hieß es.
Rückgang der Überfälle auf Wettbüros
Seit Jahresbeginn gab es laut Innenministerium elf Überfälle auf Wettbüros, acht davon wurden bereits geklärt. "Die Zahlen sprechen für sich", sagte Mikl-Leitner. Während es im Jahr 2006 noch 69 Überfälle auf Wettbüros gegeben hatte, ging die Zahl in den Jahren 2010 und 2011 auf 25 zurück, so Michael Braunsberger vom Büro für Kriminalitätsbekämpfung.
Der Rückgang sei auf die enge Zusammenarbeit zwischen den Wettbüros und der Polizei zurückzuführen. Mittlerweile seien auch alle Wettlokale mit Videoüberwachung ausgerüstet, erklärte Braunsberger.
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