Pelze und Kreuzfahrten

Kindergartenbetreiber: Steuergelder für Luxusleben

Wien
27.09.2023 14:49

Bis zu 36 Millionen Euro hat der Kindergartenverein „Alt-Wien“ zwischen 2009 und 2016 von der Stadt Wien an Förderungen bekommen. Doch statt das Geld in das Wohl der ihm anvertrauten Kinder zu stecken, soll der findige Obmann Richard W. das Steuergeld verprasst haben. Jetzt erhebt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen den ehemaligen Kindergarten-Betreiber wegen schweren Betrugs, Untreue und betrügerischer Krida sowie gegen fünf Mitangeklagte wegen Beihilfe zur Untreue bzw. Geldwäscherei Anklage.

Und die Vorwürfe sind nicht ohne: Mindestens 16 Millionen der 36 Millionen Euro Förderung soll der Obmann förder- und zweckwidrig aus dem Verein entnommen und für private Zwecke verwendet haben. Unter anderem soll er für jedenfalls 3,5 Millionen Euro mehrere Immobilien für seine vier Kinder gekauft und renoviert haben. Für die Renovierungen habe er gleichzeitig als Bauunternehmer agiert. So wurden auch Bauarbeiter beim Verein angestellt oder über diesen verrechnet.

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Die jährlichen Privatentnahmen überstiegen jene eines dem Geschäftsführer eines Kindergartens zustehenden jährlichen Gehalts um ein Vielfaches.

Hält die WKStA fest

Selbstbedienungsmentalität
Weiters soll der ehemalige Kindergartenbetreiber die Mittel des gemeinnützigen Vereins für die Finanzierung des Lebensunterhalts seiner gesamten Familie, für seine Reitschule und ein Einzelunternehmen verwendet haben. So wurden über die Konten des Kindergartens auch Verkehrsstrafen, Kreuzfahrten, Pelzmäntel oder Opernbesuche verrechnet. Die Selbstbedienungsmentalität schien auch für die engsten Mitarbeiter zu gelten. Vier Angeklagten wird Geldwäscherei vorgeworfen, da sie die aus dem Verein entnommenen finanziellen Mittel für Liegenschaften und Renovierungen verwendet haben sollen. Geld ist keines mehr da. Der Strafrahmen beträgt bis zu zehn Jahre.

Subventionsstopp von Stadt Wien verhängt
Der Verein „Alt-Wien - MUKU - Arbeitsgemeinschaft für multikulturelle Kindergartenpädagogik“ bestand seit 1966. 50 Jahre später - im Sommer 2016 - betrieb er an 32 Standorten Kindergärten und in neun Niederlassungen Horte. Bis zu 2300 Kinder wurden in der Bundeshauptstadt in Einrichtungen des Vereins betreut. Nach Auffliegen finanzieller Unregelmäßigkeiten und entsprechenden Medienberichte wurde seitens der Stadt Wien ein Subventionsstopp verhängt, im August 2016 musste der Verein Konkurs anmelden. 773 Kinder standen damals auf der Straße, ihre Eltern bzw. die Stadt Wien mussten die Kleinen auf die Schnelle in anderweitigen Betreuungsplätzen unterbringen.

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