Experten warnen:

Massive Klima-Veränderungen nicht mehr abwendbar

Wissenschaft
27.09.2023 14:47

Waldbrände, Hitzewellen, Überflutungen - die extremen Wetterereignisse 2023 sind laut Experten eine Wendemarke. Das Pariser Rahmenabkommen sei in diesem Punkt faktisch gescheitert - der Klimawandel würde nun in großen Teilen ungebremst erfolgen.

Die Chance, mit relativ wenig Aufwand das Klimasystem zu stabilisieren, sei verpasst worden, hieß es zum Auftakt des 13. Extremwetterkongresses in Hamburg. Damit seien nicht mehr abwendbare massive Veränderungen auf der Erde zu erwarten.

„Wir müssen uns damit abfinden, dass die 1,5-Grad-Grenze überschritten werden wird. Damit ist das Pariser Rahmenabkommen in diesem Punkt faktisch gescheitert“, meinte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie. „Das bedeutet auch, dass es nur noch mit enormen Anstrengungen möglich sein wird, die Erwärmung unter der 2-Grad-Grenze zu halten.“ Aktuell sei man eher auf dem Weg in eine 3-Grad-Welt bis zum Ende des Jahrhunderts.

Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr. (Bild: scharfsinn86 - stock.adobe.com)
Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr.

Hitzerekorde und Waldbrände neuen Ausmaßes
„Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr“, hieß es in einer Mitteilung zum Kongress. „Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmaß erreicht wie 2023.“ Die um fünf bis sechs Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum hätten zu Rekordwerten bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika geführt. „Durch die Zufälligkeiten im chaotischen System der Atmosphäre kam es in Deutschland nicht zu den extremen Hitze- und Dürrephasen, wie wir sie in Südeuropa erlebt haben. Es wäre möglich gewesen.“

Wetter in Europa wird extremer 
Die EU-Umweltagentur EEA hatte schon im späten Frühjahr gewarnt: „Aufgrund unseres sich verändernden Klimas wird das Wetter in Europa extremer.“ Hitzewellen werden der Behörde zufolge im Zuge des Klimawandels häufiger, intensiver und langanhaltender. Bereits der Sommer 2022 sei ein „Sommer der Hitzewellen“ gewesen.

Die Flutkatastrophe in Libyen forderte unglaublich viele Todesopfer - Leichenhallen platzten aus allen Nähten. Das medizinische Personal war vollkommen überfordert, ein Arzt brach sogar in einem Interview in Tränen aus. (Bild: Screenshot twitter.com/LibyaReview, APA/AFP/BLACKSKY, Krone KREATIV)
Die Flutkatastrophe in Libyen forderte unglaublich viele Todesopfer - Leichenhallen platzten aus allen Nähten. Das medizinische Personal war vollkommen überfordert, ein Arzt brach sogar in einem Interview in Tränen aus.

„Die schrecklichen Bilder der Unwetterkatastrophen in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und in Libyen haben wir alle noch vor Augen“, sagte Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied beim Deutschen Wetterdienst. „Die internationale Klimaforschung ist sich einig: Jede weitere Erderwärmung führt zu einer raschen Zunahme wetterbedingter Naturgefahren.“ Menschen müssen sich nach Ansicht von Fuchs besser auf die katastrophalen Folgen von Extremwetter wie Dürren, Waldbrände, Überflutungen vorbereiten.

„Klimaschutz muss ein Jahrhundertgeschäft werden“ 
Der Meteorologe und Wettermoderator Sven Plöger forderte einen stärkeren Klimaschutz. Es brauche Ideen, um alle zum Mitmachen zu bewegen. „Der Klimaschutz muss ein Jahrhundertgeschäft in einer auf dem sozialen und ökologischen Auge ertüchtigten Marktwirtschaft ohne Hyperkonsum werden“, sagte er. „Hier ist die Politik aufgefordert, die dafür nach wie vor fehlenden Leitplanken endlich zu schaffen.“

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