"Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun" - so beschrieb gleich zu Beginn des Prozesses Georg Morent, der Verteidiger des angeblichen Schützen, seinen Mandanten. Lukas Kollmann, der Rechtsbeistand der Witwe, führte ins Treffen, seine Mandantin habe überhaupt kein Motiv gehabt, ihren Ehemann beseitigen zu lassen.
Staatsanwalt Juan Pablo Gomes Reyes sieht das allerdings anders: Die Ehe der beiden, die sich im Sommer 2006 kennengelernt und bereits im Oktober desselben Jahres geheiratet hatten, sei schlecht verlaufen. Der 36-jährige Sasa S. habe gegenüber Angehörigen und Bekannten Trennungsabsichten geäußert, weil seine Frau schwierig und eifersüchtig sei. Der Mann habe sich eine eigene Wohnung suchen wollen und in diesem Zusammenhang befürchtet, ihm könne etwas zustoßen, falls er sich von seiner Frau löse.
Diese wiederum klagte ihr Leid ihrem Cousin, der laut ihrem Verteidiger für sie als "Seelentröster" fungierte, mit dem sie täglich telefonierte: Ihr Mann sei schuld an zwei Fehlgeburten, weil er sie mit einer Freundin betrogen habe. Sie hatte den 36-Jährigen auch wegen Nötigung und Körperverletzung angezeigt, weil es zu Gewalttätigkeiten gekommen sein soll.
"Kopfgeld" von 40.000 Euro versprochen?
Im Dezember 2010 hätten die 42-Jährige und ihr Vertrauter dann laut Staatsanwalt begonnen, ein Mordkomplott gegen den Ehemann zu schmieden. Laut Anklage erwarb der Cousin zu diesem Zweck eine Pistole. Er soll von der Ehefrau ein "Kopfgeld" von 40.000 Euro versprochen bekommen und außerdem die Zusicherung erhalten haben, nach geglückter Tat auch die Fahrzeuge des Opfers zu bekommen und verkaufen zu dürfen.
Laut Anklage wurde S. in der Lagerhalle, in der er alte Elektrogeräte reparierte, um sie in Serbien gewinnbringend zu verkaufen, schließlich in einen Hinterhalt gelockt und von dem 37-Jährigen, der ihm regelmäßig geholfen hatte, hinterrücks erschossen. Der Cousin gab am Dienstag vor den Geschworenen zwar zu, an jenem Abend am Tatort gewesen zu sein, dies aber nur deshalb, weil S. ihn wieder einmal um Unterstützung gebeten habe. Er habe dort auch dessen Ehefrau angetroffen. Als er ging, hätte Sasa S. noch gelebt. "Ich hab' von dem Mord erst aus der Zeitung erfahren. Ich hab' nicht gewusst, was passiert ist", betonte der 47-Jährige.
Ergebnisse von Rufdatenauswertung belasten Angeklagte
Die Angeklagten werden vor allem von den Ergebnissen einer Rufdatenauswertung belastet. Diese erbrachte offenbar den Nachweis, dass sich beide an dem Abend, als S. starb, am Tatort befunden und miteinander telefoniert hatten. Beides hatten sie bis dahin entschieden bestritten. Im Besitz des Cousins wurde außerdem ein Geldschein mit den DNA-Spuren der Witwe gefunden, was die Staatsanwaltschaft als Indiz dafür wertet, dass diese tatsächlich "Blutgeld" bezahlt hatte.
Die Frau hatte nach einigen Wochen U-Haft eine Art Geständnis abgelegt und erklärt, ihr Cousin habe vorgeschlagen, den Mann zu beseitigen, nachdem sie ihm berichtet hatte, sie halte ihren Mann nicht mehr aus und wolle sich umbringen. Dieses Geständnis widerrief sie später - und auch am Dienstag vor Gericht -, indem sie darlegte, sie sei zu jenem Zeitpunkt "im Schock" gewesen. In Wahrheit habe sie ihren Cousin nur gebeten, mit ihrem Mann "strenger" zu sprechen. Geld habe sie ihm dafür nicht in Aussicht gestellt. "Ich habe nichts gemacht", so die 42-Jährige.
Ihre Einvernahme wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. Der Indizienprozess ist auf vier Tage anberaumt, mit den Urteilen ist frühestens am 29. Februar zu rechnen.
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