Zwei schwere Unfälle durch betagte Lenker alleine im September: Dies ließ erneut die Diskussion um verpflichtende Führerschein-Tests für Ältere aufflammen. In anderen europäischen Ländern wie Schweiz und England sind diese längst Pflicht - die „Krone“ wollte wissen, mit welchem Erfolg.
Pkw-Lenker unter 20 sowie jene über 75 Jahren verursachten laut Statistik Austria im Zeitraum 2018 bis 2022 anteilsmäßig die häufigsten Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Zuletzt krachte etwa ein 79-Jähriger in einen Schanigarten in Bad Leonfelden und verletzte drei Frauen, Anfang September übersah ein 82-Jähriger beim Abbiegen in Gertesberg einen Motorradfahrer. Der junge Biker (21) starb noch an der Unfallstelle.
Pläne der EU
Unabhängig davon plant die EU, dass Menschen über 70 Jahren künftig alle fünf Jahre beweisen sollen, dass sie noch fahrtauglich sind. Wie diese Überprüfung aussehen kann, bleibt im Vorschlag offen. Möglich wären eine verpflichtende Übungsfahrt, aber auch medizinische Untersuchungen stehen im Raum. Einige europäische Länder haben diese Pläne längst in die Tat umgesetzt. So müssen über 70-Jährige in England und der Schweiz regelmäßig deren Fahrtüchtigkeit belegen.
Unfallzahlen ändern sich nicht
„In den Statistiken schlägt sich der positive Effekt solcher Maßnahmen aber nicht nieder. In der Schweiz sind die Unfallzahlen mit Personen über 65 Jahren sogar leicht höher als in Österreich“, erklären Petra Riener und Silva Winklhamer vom ÖAMTC Oberösterreich. Deshalb hätten Dänemark und Neuseeland diese Überprüfungen aus genau dem Grund wieder abgeschafft. Beim Mobilitätsclub wünscht man sich Eigenverantwortung und bietet spezielle Fahrsicherheitstrainings für über 60-Jährige an, denn „verpflichtenden Untersuchungen nach dem Gießkannenprinzip sind aus unserer Sicht nicht zielführend“.
Deutschland hat mit freiwilligen Feedback-Fahrten für ältere Menschen gute Erfahrungen gemacht.
Silvia Winklhamer, ÖAMTC Oberösterreich
Das sagt Mediziner
Doch wie sieht das Thema aus medizinischer Sicht aus? „Mit dem Alter steigt das Risiko für Einschränkungen beim Sehen und Hören oder einem Nachlassen der Reaktionsfähigkeit“, erklärt Primar Peter Dovjak, Leitung der Akutgeriatrie am Salzkammergut-Klinikum Gmunden. Um zu ergänzen: „Das kann man aber natürlich nicht pauschal sagen. Es gibt 80-Jährige, die topfit sind.“. Er sieht es ähnlich wie der ÖAMTC, wünscht sich mehr Eigenverantwortung: „Menschen die Probleme beim Hören und Sehen, neurologische Einschränkungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates haben, sollten sich fragen, ob sie noch sicher ein Auto lenken können.“
Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteurin Andrea Kloimstein zum Thema:
Kein Führerschein für Unsichere
Als Vielfahrerin habe ich meine eigene Theorie zum Thema Führerschein. Hätte ich ein Mitspracherecht, würden alle um Ihren „Lappen“ zittern müssen, die (zu) langsam fahren, Angst vor Tunneln, Regenwetter und Schneefahrbahnen haben oder ihr Fahrzeug ungern nachts steuern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das sicher nicht nur ältere Verkehrsteilnehmer sind. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sollte man sich immer seiner Verantwortung bewusst sein und der Tatsache, dass Unsicherheit und Angst ganz schlechte Beifahrer sind - unabhängig davon, wie alt die Person am Steuer ist.
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