SOS Mediterranee
Alternativer Nobelpreis für Flüchtlingsschiff-NGO
Die Seenotrettungsorganisation SOS Mediterranee erhält einen der diesjährigen Alternativen Nobelpreise. Die Organisation ist die Betreiberin des Schiffes „Ocean Viking“, das in den vergangenen Monaten Hunderte Menschen aus dem Mittelmeer rettete. Die Organisation hat ihre Hauptquartiere in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz.
Weitere Preise gehen an die Frauenrechtlerin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana, die kambodschanische Umwelt-Jugendorganisation Mother Nature Cambodia sowie die Land- und Umweltrechtsaktivistin Phyllis Omido aus Kenia. Damit kommen erstmals auch Preisträger aus Ghana und Kambodscha. 2023 wählte die Jury die Preisträger unter 170 Nominierten aus 68 Ländern aus.
„Engagieren sich gegen korrupte Politik“
„Diese Preisträgerinnen engagieren sich für die Mitspracherechte von Gemeinschaften und Individuen, die von unverantwortlicher und korrupter Politik betroffen sind. Sie tragen für das Leben ihrer Mitmenschen Sorge, seien es indigene Gemeinschaften oder Schutzsuchende, die auf der Flucht ihr Leben riskieren“, lautete die Charakterisierung der Ausgezeichneten durch Right-Livelihood-Geschäftsführer Ole von Uexküll.
„Die wichtigste Botschaft, die wir mit unseren diesjährigen Preisträgern verbreiten wollen, ist, dass in einer Situation der eskalierenden Krisen, in der viele das Gefühl haben machtlos zu sein, dass es Menschen gibt, die Fähigkeit und die Macht haben, etwas zu verändern“, betonte von Uexküll.
Rettungseinsätze im Mittelmeer
SOS Mediterranee ist eine 2015, ursprünglich als deutsch-französische Initiative gegründete humanitäre NGO, die das mit einer professionellen Schiffsbesatzung und einem medizinischen Team ausgestattete Rettungsschiff „Ocean Viking“ betreibt. Mit der „Ocean Viking“ und deren Vorgängerschiff „Aquarius“ rettete SOS Mediterranee seit Beginn ihrer Einsätze nach eigenen Angaben mehr als 38.500 Menschen aus Seenot im Mittelmeer.
Zuletzt war SOS Mediterranee als einer jener Organisationen bekannt geworden, die gegen die verschärften Bedingungen für Rettungsorganisationen in Italien und Frankreich protestierten. Derzeit konzentrieren sich die Rettungseinsätze auf das südliche Mittelmeer, wo vor allem die Insel Lampedusa im Mittelpunkt des Geschehens ist. Seenotretter werden für ihre Arbeit immer wieder von rechtspopulistischen Politikern kritisiert. Diese bezichtigen sie der Komplizenschaft mit Schleppern, die Migranten bewusst in Seenot geraten lassen, damit sie von den Helfern gerettet werden müssen.
Preisträger aus Afrika
Die Jugendorganisation Mother Nature Cambodia kämpft trotz Unterdrückung durch die Regierung gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften für eine intakte Umwelt und sichere Lebensgrundlagen. Phyllis Omido kämpfte erfolgreich für die Rechte von Dorfbewohnern, die unter Bleivergiftungen durch eine Batterie-Schmelzanlage betroffen waren und schuf Präzedenzfälle im kenianischen Umweltrecht. Eunice Brookman-Amissah, die den undotierten Ehrenpreis erhält, ist Ärztin und hat den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen für Frauen in ganz Afrika vorangetrieben.
Die Verleihung der Alternativen Nobelpreise findet heuer am 29. November 2023 in Stockholm statt und wird live übertragen. Die Right Livelihood Stiftung in Stockholm ehrt seit über 40 Jahren Menschen und Organisationen, die sich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt einsetzen. Mehrere Alternative Nobelpreisträger, darunter der weißrussische Dissident Ales Bjaljazki, erhielten später auch den Friedensnobelpreis. Vergangenes Jahr ging einer der Preise an die ukrainische Bürgerrechtlerin Oleksandra Matwijitschuk. In der Liste der Alternativer Nobelpreisträger seit 1980 finden sich auch drei Österreicher: Leopold Kohr (1983), Robert Jungk (1986) und Erwin Kräutler (2010).
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