Keiner zuständig

Dreifach-Mutter plötzlich ohne Kinderbetreuung

Oberösterreich
29.09.2023 09:00

Eine kleine Gemeinde in Oberösterreich wollte eine eigene Krabbelstube einführen, doch nach drei Tagen kam das Aus. Eine dreifache Mutter, deren Kinder betreut werden sollten, muss nun bis November warten. Helfen konnte oder wollte der Frau zunächst niemand.

Michaela W. (34) aus der 1355-Seelen-Gemeinde Gilgenberg am Weilhart ist verärgert. Die Mutter von Zwillingen (2,5 Jahre alt) und einer 18 Monate alten Tochter, hat sich eigentlich viel vorgenommen. Sie wollte wieder arbeiten gehen und sich dann auch selbstständig machen. Doch derzeit ist das schwierig. Michaela W. hat ein Betreuungsproblem. „Ich hatte meine Zwillinge bisher in Hochburg in der Krabbelstube. Weil unser Bürgermeister nun aber eine eigene Krabbelstube – er nennt es Kindernest – haben will, zahlt er den Gastbeitrag nicht mehr“, erzählt sie der „Krone“.

Probleme von Beginn an
Im September sollte es in Gilgenberg losgehen, doch schon der Start war mehr als holprig, und den Eltern schwante Böses: „Vom Verein Tagesmütter, der die Betreuung übernehmen sollte, waren uns zwei Betreuerinnen für unsere Kinder versprochen worden. Es war dann nur eine da, und die hatte gerade erst die Ausbildung abgeschlossen.“

Und es ging holprig weiter. Drei Tage wurden die drei Kinder der Familie W. betreut, dann kündigte die Betreuerin – aus gesundheitlichen Gründen. Die Folge: Die Familie von Michaela W. und zwei andere Familien standen ohne Kinderbetreuung da. „Ich hätte in dem Ort, wo ich arbeite, einen Platz in einer Krabbelstube gehabt, aber unser Bürgermeister hat mir versprochen, dass ich daheim eine Betreuung habe. Jetzt hab’ ich keine. Zum Glück hab’ ich eine verständnisvolle Chefin und kann Resturlaub abbauen“, so eine Mutter.

Und der Bürgermeister? „Ich weiß, dass das nicht ideal ist. Aber was soll ich machen, wenn die Tagesmutter kündigt. Wir suchen eine Lösung“, sagt Ortschef Christian Huber (ÖVP) zur „Krone“.

Lösung erst im November
Die Lösung sieht dann so aus, dass es ab November zwei Betreuerinnen geben soll. Für Michaela W. ein schwacher Trost. „Mein Job und somit meine Existenz und die meiner Kinder steht auf dem Spiel“, sagt sie und ärgert sich gleichzeitig. „Denn zuständig will niemand sein, nicht das Land, nicht die Bildungsdirektion, nicht der Verein Tagesmütter. Am Ende bleiben die Familien und vor allem die Kinder auf der Strecke“, ist sie sauer.

Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteur Gerald Schwab zum Thema:

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Gemeinsam statt einsam 
Gut gemeint ist, wie man weiß, nicht immer gut gemacht. Das zeigt das Beispiel Krabbelstube in Gilgenberg sehr gut. An sich sind die Pläne des Bürgermeisters aller Ehren wert. Aber vielleicht wäre es doch gescheiter gewesen, wenn er sich mit den Ortschefs der Umgebung zusammengetan hätte, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Und das mit Hilfe des Landes und der Bildungsdirektion, dann hätte auch niemand die Verantwortung den anderen geben müssen. Denn eines ist auch klar: Verlierer sind am Ende meistens die Frauen, die nicht arbeiten gehen können und bei den Kindern bleiben.

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