Nachdem am Mittwochabend ein Video auf X aufgetaucht war, das Bundeskanzler Karl Nehammer in geselliger Runde zeigt, erntet der ÖVP-Chef für seine unverblümten Aussagen viel Kritik und Häme. Vor allem in sozialen Netzwerken machen User ihrem Ärger Luft.
Bundeskanzler Nehammer sieht sich auf X und Co. Diskussionen und Anfeindungen ausgesetzt. Sein sechsminütiges Video, aufgenommen bei einem Besuch der ÖVP Hallein Ende Juli, stößt vielen sauer auf. Darin echauffiert sich der Kanzler etwa über Frauen, die in Teilzeit arbeiten, obwohl sie keine Betreuungspflichten hätten. Er habe zwar kein Problem damit, wenn jemand 30 Stunden arbeite oder 20, aber „ohne Subventionen von uns allen, die fleißig arbeiten.“
Aber auch wenn es heiße, es gebe Kinder, die keine warme Mahlzeit bekämen, ärgere ihn das: „Wisst‘s, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald‘s“, so Nehammer weiter.
Am Donnerstag adressierte er schließlich seine Follower auf X und verteidigte den Inhalt der umstrittenen Aufnahme. „Ich stehe dazu, dass sich Leistung lohnen muss, und ich stehe dazu, dass Eltern eine Fürsorgepflicht für ihre Kinder haben“. Und weiter: „Wer davon spricht, dass es in Österreich keine warme Mahlzeit für Kinder gibt, der stellt dieses Land in ein schlechtes Licht.“
In Sozialen Medien aber wird das ursprüngliche Video weiter fleißig geteilt, kommentiert und der Inhalt des Gesagten oft mit Häme, bissigen Kommentaren oder gar Wut überschüttet.
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Spott auch aus Kollegenkreisen
In Politikerkreisen sieht man Nehammers Videostatement ebenfalls nicht mit besonders viel Humor. SPÖ-Parteichef Andreas Babler berief am Donnerstag sogar eine Pressekonferenz ein, um auf das Video zu reagieren. „Wir sehen in dem Video einen Bundeskanzler, der die Leute für etwas verachtet, das er selbst zu verantworten hat“, so Babler. Vizekanzler Werner Kogler gab zu, einiges von dem Video gehört, dieses aber noch nicht gesehen zu haben. „Ich werde mich dann ärgern, wenn ich es mir angeschaut habe - oder auch nicht.“
Als zynisch bezeichnet es der grüne Sozialminister Johannes Rauch, Menschen in Not auszurichten, sie seien selbst schuld oder sollen ihren Kindern Fast Food servieren. Auch er lobt die von der Regierung aufgrund der Teuerung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen. NEOS-Parteichef Christoph Wiederkehr stellte in einem Video klar, dass es nicht um ein warmes, sondern um ein gesundes Mittagessen gehe.
Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl kritisierte Nehammer scharf: „Immer dann, wenn Nehammer glaubt, unter Seinesgleichen zu sein, bricht bei ihm diese Mentalität durch, die man aus der Führungsmannschaft der ÖVP nur allzu gut kennt - Stichwort Pöbel!“ Klare Worte kamen auch von Caritas-Präsident Michael Landau: „In Österreich muss niemand verhungern oder im Winter erfrieren (…) Aber wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung.“
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