Der Aufstieg war beschwerdefrei und locker, doch am Rückweg einer Bergwanderung stellen sich oft arge Schmerzen ein. Bis zu 500 kg Druck lastet beim Bergabgehen auf den Beinen!
Fast die Hälfte aller Bergfans hat damit zu kämpfen: Die Kniescheibe fühlt sich bei jedem Schritt an, als würde sich ein Messer hineinbohren. Dabei war der Aufstieg zur Hütte noch unbeschwerlich und die Rast erholsam. Viele Wanderer denken daher vorher gar nicht daran, dass beim Abstieg Beschwerden aufkommen könnten.
Oberarzt Dr. Conrad Anderl, stv. Abteilungsleiter für Orthopädie am Ordensklinikum Linz, erklärt, was da vor sich geht: „Das Bergabgehen stellt für das Kniegelenk biomechanisch die wesentlich höhere Belastung dar, als das beim Aufwärtsgehen der Fall ist. Das Körpergewicht schiebt dabei nach vorne, und durch das Anspannen der Oberschenkelmuskulatur wird die Kniescheibe wie ein Bremsblock in das Kniegelenk gedrückt.
Steilere Wege in Verbindung mit lockerem Untergrund stellen eine besondere Heraus- forderung dar.
Dr. Conrad Anderl, Orthopäde
Bild: Ordensklinikum
Dabei kann es zu Überbelastungen sowohl im Bereich des Gelenkknorpels selbst als auch zu Schmerzen im beanspruchten Sehnen- und Bandapparat kommen.“ Ein Gefälle von mehr als 24 Grad kann die Beine um das Siebenfache des Körpergewichts belasten. Bei einer Person mit 75 Kilogramm sind das in etwa 500 Kilogramm bei jedem Schritt!
Bei Schwellung und Erwärmung zum Arzt
„Falls Knieschmerzen nach dem Wandern über mehrere Tage nicht abklingen, ist das ein Warnzeichen. Kommen Schwellung und Erwärmung des Kniegelenks dazu, sollten Sie Ihr Bein schonen und unbedingt einen Kniespezialisten aufsuchen“, rät der Experte.
Wie man am besten vorbeugt? Grundvoraussetzung für Schmerzfreiheit ist eine gut trainierte und aufgewärmte Beinmuskulatur. Regelmäßiges, gezieltes Dehnen verhindert Muskelverkürzungen in den Beinen, was auch das Kniegelenk entlastet.
Breitere, gut ausgebaute Wege vorziehen
Oft unterschätzt wird die Planung der Wanderwege. Dr. Anderl: „Insgesamt ist es ratsam beim Bergabgehen, vor allem wenn schon Vorbeschwerden in diesem Bereich bestehen, eher breitere bzw. gut ausgebaute Wege vorzuziehen. Durch die gleichmäßige Belastung wird der Spitzendruck vermieden, das Kniegelenk geschont. Hingegen stellen hohe Stufen auf steileren Wegen, oft in Verbindung mit lockerem Untergrund, eine große Herausforderung für das Kniegelenk dar.“ Sparen Sie nicht bei der Qualität der Schuhe! Wanderstöcke und Kniebandagen unterstützen beim Bergabgehen. Für den Notfall ein Einmal-Coolpack im Rucksack mitnehmen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.