Flucht in den Tod
UNO: 2500 Menschen heuer im Mittelmeer gestorben
Seit Jahresbeginn sind nach UNO-Angaben bereits mehr als 2500 Migranten im Zuge einer Mittelmeerüberfahrt „als tot oder vermisst gemeldet worden“, sagte Ruven Menikdiwela, Leiterin der Vertretung des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in New York, am Donnerstag. Dies sei ein Anstieg von beinahe 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Menschen, die seit ihrem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, als vermisst gelten, ebenfalls ihr Leben verloren haben. Die Vertreterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks wies bei einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zur Migrationskrise im Mittelmeer darauf hin, dass auch an Land Migranten ums Leben kommen.
„Die Reise von West- oder Ostafrika und dem Horn von Afrika nach Libyen zu den Startpunkten an der Küste ist eine der gefährlichsten Reisen der Welt“, sagte Menikdiwela. Flüchtlinge, die sich aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara auf den Weg machten, riskierten auf jeder Etappe ihres Weges den Tod.
186.000 Migranten in Europa angekommen
Den UNO-Zahlen zufolge kamen zwischen dem 1. Jänner und dem 24. September 2023 insgesamt 186.000 Migranten in Italien, Griechenland, Zypern und Malta an - 130.000 davon in Italien. Die italienischen Behörden könnten die Migrationskrise nicht allein stemmen, sagte Menikdiwela und bekräftigte erneut eine Forderung der UNO nach einem innerhalb der EU umstrittenen Umverteilungsmechanismus für ankommende Flüchtlinge.
Zwischen Jänner und August 2023 starteten 102.000 Flüchtlinge ihre Fahrt über das Mittelmeer in Tunesien, 45.000 brachen in Libyen auf. 31.000 Menschen seien abgefangen oder gerettet und in Tunesien an Land gebracht worden, 10.600 in Libyen, fügte Menikdiwela hinzu.
Zahl unbegleiteter Minderjähriger steigt
Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF veröffentlichte am Freitag einen Bericht zu unbegleiteten Kindern auf der Mittelmeer-Migrationsroute. Demnach gelangten zwischen Jänner und Mitte September 2023 mehr als 11.600 Kinder ohne ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten über das Mittelmeer nach Italien. Laut UNICEF bedeutet dies einen Anstieg um 60 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Sprecherin der Grünen für Außenpolitik, Menschenrechte und Migration, Ewa Ernst-Dziedzic, verwies angesichts dieser Zahlen in einer Aussendung auf „völkerrechtliche und menschenrechtliche Verpflichtungen gegenüber Schutzsuchenden“. Das Sterben im Mittelmeer müsse sofort aufhören. „Wir brauchen endlich legale Fluchtwege nach Europa, insbesondere für die vulnerabelsten Flüchtenden wie Kinder“, so Ernst-Dziedzic.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.