Korruptionsaffären

Telekom will sich 20 Millionen Euro zurückholen

Österreich
23.02.2012 12:09
Die Telekom Austria will sich aus den diversen Korruptionsaffären rund 20 Millionen Euro zurückholen und 20 Personen vor Gericht bringen. Es gehe darum, überall dort Geld zurückzufordern, wo "Zahlungen keiner Leistung gegenüberstehen", sagte Konzern-Boss Hannes Ametsreiter (Bild) am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz. Außerdem wurde bekannt, dass Kommunikationsmanager Michael Fischer beurlaubt wurde.

Der Ex-ÖVP-Organisationsreferent soll ein E-Mail versendet haben, in dem von Zahlungen an die Volkspartei die Rede ist. Man werfe Fischer zwar nichts vor, aber es habe sich eine ungünstige Optik entwickelt, sagte Ametsreiter.

Der Skandal würde in "bester Kooperation" mit der Staatsanwaltschaft aufgearbeitet, kündigte der Telekom-Boss an. Zu der lange zurückgehaltenen Information, wonach er von den Ermittlungsbehörden als Beschuldigter geführt wird, meinte Ametsreiter, dass die Untersuchungen seinem Wissenstand zufolge vor der Einstellung stehen würden. 

Was die 200.000 Mails zu den diversen Korruptionsfällen bei der Telekom betrifft, wisse er bis heute nicht, welche Mails das genau seien, so Ametsreiter. Vermutlich dürften die Schriftstücke aber vom Ex-Telekom-Manager Gernot Schieszler stammen, der sich der Justiz als Kronzeuge anbietet. Das Beratungsunternehmen BDO Deutschland werde diese E-Mails den Untersuchungsorganen übergeben. 

Telekom-Affären im U-Ausschuss
Betroffen von den Korruptionsvorwürfen, die derzeit im parlamentarischen U-Ausschuss behandelt werden, sind vor allem Ex-Minister Hubert Gorbach (zuerst FPÖ, dann BZÖ) sowie Matthias Reichhold (FPÖ). Beide Minister sollen für Telekom-freundliche Amtsführung Geld erhalten haben, so der Vorwurf. Die Rede ist von über 250.000 Euro für Gorbachs Sekretärin, das Geld soll über den Lobbyisten Peter Hochegger geflossen sein. Gorbach weist den Vorwurf der Bestechlichkeit von sich. 

Reichhold soll 72.000 Euro von Hochegger erhalten haben. Der Ex-Minister betont jedoch, dass es sich dabei um eine Gegenleistung für seine Beratung für Hochegger gehandelt habe. Die Telekom-Revision hat Honorarzahlungen an Hochegger in Höhe von neun Millionen Euro gefunden, für die keine Gegenleistung dokumentiert ist - der Korruptionsverdacht steht im Raum.

Kursmanipulation im Jahr 2004?
Auch mögliche Kursmanipulationen stehen im Zentrum des Interesses. Anfang 2004 hatten knapp 100 Telekom-Manager ein verspätetes Weihnachtsgeschenk in der Höhe von insgesamt rund neun Millionen Euro erhalten. Sie verdankten das Präsent einem Bonusprogramm, wonach der Kurs an einem bestimmten Stichtag einen definierten Wert erreichen musste. 

Dies gelang durch einen Kurssprung unmittelbar vor Börseschluss. Diesen Sprung soll Hochegger im Auftrag des Vorstandes oder einzelner Vorstandsmitglieder mithilfe eines Wiener Brokers initiiert haben, wie auch Ex-Telekom-Manager Schieszler der Justiz erzählte. Der Broker soll dafür mit mehr als einer Million Euro Telekom-Geld honoriert worden sein.

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