Die Teilerfolge der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive gegen das russische Heer werden laut dem Militärexperten Markus Reisner überschätzt. „Es müssten alle Alarmglocken schrillen, dass nach 117 Tagen Gegenoffensive noch kein operativer Durchbruch gelungen ist“, sagte er in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur.
„Einzelne Verteidigungslinien der Russen werden verlustreich überwunden, aber es kommt bisher nie zu einem echten Dammbruch“, führte Reisner vom österreichischen Bundesheer aus. Insgesamt erhalte das ukrainische Heer zu wenig Kriegsgerät, um sich unter anderem gegen die russischen Luftschläge im Hinterland zu wehren. Damit wären Treffer auf die kritische Infrastruktur zu minimieren. Sollte die Stromversorgung des Landes erneut schwere Schäden davontragen, breche das Rückgrat für die Rüstungsproduktion weg.
Panzer zerstört oder beschädigt
Die Verbündeten der Ukraine hätten ihre Versprechen über Kriegsgerät nur teilweise erfüllt, zudem sei mindestens ein Drittel der gelieferten Leopard-2-Panzer zerstört oder beschädigt. Insgesamt seien die Verluste auf beiden Seiten erschreckend hoch. Die „New York Times“ berichtete vor kurzem von ungefähr 160.000 gefallenen und 140.000 verletzten Russinnen und Russen. Auf ukrainischer Seite würde es etwa 80.000 Tote und 120.000 Verletzte geben. Das ukrainische Heer habe ungefähr 4500 Militärfahrzeuge verloren, das russische bereits 12.300.
„Eigentlich müssten jede Woche vier bis fünf voll beladene Güterzüge mit Kriegsmaterial in die Ukraine rollen“, sagte Reisner. Während sich die US-Regierung sehr bewusst über die schwierige Lage sei, sei die Wahrnehmung in der EU unangemessen. „Europa ist dabei, den Moment zu verpassen, an dem wir es nicht mehr im Griff haben und die Situation zugunsten der Russen kippt“, warnte der Militärexperte.
Russen verschweigen Probleme
Russische Militärbloggerinnen und -blogger veröffentlichen laut US-Informationen jedoch nur einen kleinen Teil ihrer Erkenntnisse zum Verlauf des Kriegs gegen die Ukraine. Dem Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington nach verschweigen russische Kommandanten zudem routinemäßig Beschwerden und Probleme, etwa mit der Kommunikation, Drohnen oder der Bezahlung der Truppen. Der Informationsfluss von der russischen Front zu den Entscheidungsträgern sei ineffizient.
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