Kosovo-Krise

Briten stocken NATO-Friedenstruppe auf

Ausland
02.10.2023 06:50

Großbritannien erhöht angesichts der Spannungen zwischen Serbien und Kosovo seine Präsenz im Rahmen der NATO-geführten Friedensmission KFOR. Wie das Verteidigungsministerium in London am Sonntag mitteilte, sollen 200 zusätzliche Soldaten das bisher 400 Mann starke britische Kontingent als Teil einer jährlichen Übung im Kosovo verstärken. Unterdessen haben die USA und Deutschland den sofortigen Abzug serbischer Truppen von der Grenze zum Kosovo gefordert.

„Es darf zwischen Serbien und Kosovo keine weitere Eskalation geben. Der politische Prozess muss fortgesetzt werden. Und ich appelliere auch an dieser Stelle an Serbien, seine Truppen an der Grenze zu reduzieren“, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Sonntag auf dem kleinen Parteitag der Grünen in München. Berlin stehe in intensivem Kontakt mit allen Seiten. „Der politische Prozess muss fortgesetzt werden“, hieß es von Seiten des deutschen Außenministeriums. Die deutschen Koalitionsparteien haben sich übrigens ebenfalls auf eine Aufstockung der Bundeswehrkräfte im Rahmen der KFOR ausgesprochen. Dem „Spiegel“ zufolge hat die Bundeswehr derzeit 85 Soldaten im Kosovo stationiert. Das zuletzt im Mai vom Bundestag verlängerte Mandat sieht bis zu 400 Einsatzkräfte vor.

Washington: „Die Entwicklung ist destabilisierend“
Zuvor hatte bereits die US-Regierung Belgrad aufgefordert, seine an der Grenze zum Kosovo stationierten Truppen abzuziehen. An der Grenze zum Kosovo gebe es „eine noch nie dagewesene Stationierung von fortgeschrittener serbischer Artillerie, Panzern und mechanisierten Infanterieeinheiten“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die Entwicklung sei „sehr destabilisierend“.

KFOR-Soldaten im mehrheitlich von Serben bewohnten nördlichen Teil der kosovarischen Stadt Mitrovica (Bild: APA/AFP/STRINGER)
KFOR-Soldaten im mehrheitlich von Serben bewohnten nördlichen Teil der kosovarischen Stadt Mitrovica

Vucic: „Serbien will keinen Krieg“
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic dementierte am Wochenende im Gespräch mit der „Financial Times“ jede Absicht zu einem militärischen Schlag gegen das Kosovo. Er werde vielmehr den Befehl zum Rückzug serbischer Truppen geben, da eine Eskalation bei Belgrads EU-Aspirationen „kontraproduktiv“ wäre. Serbien werde nicht seine eigenen jahrelangen Bemühungen zerstören. „Serbien will keinen Krieg“, sagte er dem Blatt.

Präsident Aleksandar Vucic (Bild: APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC)
Präsident Aleksandar Vucic

Auslöser der neuen Spannungen war am vergangenen Sonntag der Angriff eines 30-köpfigen, schwer bewaffneten serbischen Kommandotrupps in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica im Nordkosovo auf kosovarische Polizisten. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden. Aus US-Sicht war der Angriff mit rund 20 Fahrzeugen, „militärischen“ Waffen und Ausrüstung „sehr ausgeklügelt“. Es sehe „nicht so aus, als hätten sich einfach ein paar Leute zusammengetan, um das zu tun“, sagte Sicherheitsberater Kirby.

Pristina präsentiert „neue Beweise“
Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic bekannte sich zu diesem Überfall. Er teilte in einem offenen Brief mit, die Gruppe ohne das Wissen Belgrads organisiert zu haben. Er habe als Reaktion auf den „Terror“ der kosovarischen Regierung gegen die örtliche serbische Gemeinschaft gehandelt, erklärte Milan Radoicic. Die Regierung in Pristina hält einen Alleingang Radoicic‘ für ausgeschlossen und hat am Sonntag „neue Beweise“ für eine Unterstützung durch Serbien bei der Vorbereitung des Angriffs präsentiert.

Premierminister Albin Kurti postete Satellitenaufnahmen von zwei serbischen Militärstützpunkten, die Trainings der „Terroristen“ vor dem Angriff zeigen sollen. „Die Angriffe hatten die volle Unterstützung des serbischen Staates“, so Kurti auf X (vormals Twitter).

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