Auf einen kometenhaften Aufstieg ist der steile Absturz erfolgt: Vor gut einem Jahr war Sam Bankman-Fried noch der Superstar der Krypto-Szene. Inzwischen sitzt der Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX hinter Gittern. Ab dem 3. Oktober muss sich der 31-Jährige mit dem markanten Wuschelkopf wegen angeblichen Betrugs vor einem US-Gericht verantworten.
Der Absolvent des renommierten Massachusetts Institute of Technology hatte es binnen weniger Jahre zu einem geschätzten Privatvermögen von 26,5 Milliarden Dollar gebracht. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere prangte das FTX-Logo unter anderem auf der Arena des US-Basketballteams „Miami Heat“. Zahlreiche Sportler wie der Football-Star Tom Brady machten Werbung für die Firma. Bankman-Fried unterstützte außerdem den Wahlkampf des US-Präsidenten Joe Biden mit Millionenbeträgen.
Statt Spitzenpolitiker und Prominente umgeben den in der Krypto-Szene unter seinen Initialen „SBF“ bekannten Bankman-Fried nun Ermittler und seine Strafverteidiger. Die Behörden werfen dem FTX-Gründer vor, Kundengelder in Milliardenhöhe veruntreut zu haben. Unter anderem habe die Börse heimlich Kredite an Bankman-Frieds Brokerhaus Alameda vergeben. Für Staatsanwalt Damian Williams ist der Fall FTX „einer der größten Finanzbetrügereien der amerikanischen Geschichte“.
Das Verfahren vor dem New Yorker Gericht ist auf sechs Wochen angesetzt. Bei einer Verurteilung drohen Bankman-Fried bis zu 115 Jahre Gefängnis. Unabhängig davon wollen FTX-Kunden eine Sammelklage einreichen. Auch Bankman-Frieds Eltern müssen vor Gericht. Das neue Management von FTX wirft ihnen vor, zu den Nutznießern der von ihrem Sohn veruntreuten Gelder zu gehören. Bankman-Frieds Anwälte weisen die Anschuldigungen als „komplett falsch“ zurück.
Ex als Kronzeugin
Als Kronzeugen dienen der Anklage drei ehemalige hochrangige FTX-Beschäftigte, die sich schuldig bekannt haben. Eine davon ist Bankman-Frieds ehemalige Lebensgefährtin Caroline Ellison. Einem Urteil vom August zufolge hat der FTX-Gründer versucht, Ellison zu diskreditieren, indem er persönliche, nicht von den Behörden sichergestellte Dokumente an die Presse weitergab. Außerdem schob er ihr die Schuld für mangelndes Risikomanagement der Kryptobörse zu. Wegen Zeugenbeeinflussung in mindestens zwei Fällen wurde Bankman-Frieds anfänglicher Hausarrest widerrufen und er muss nun im Gefängnis auf den Prozess warten.
„Nicht schuldig“ - trotz persönlicher Fehler
Den Betrugsvorwurf wies Bankman-Fried mehrfach zurück und plädierte bei einer ersten Anhörung im Januar 2023 auf „nicht schuldig“. Er räumt allerdings mangelndes Risikomanagement und persönliche Fehler ein. In einem Entwurf für eine Anhörung im US-Kongress schrieb er, aufgrund einer „Macke“ der internen Kontrollen habe er keine Ahnung gehabt, wie viel Geld sich Alameda von FTX geliehen habe. Bankman-Fried wurde im Dezember 2022, einen Tag vor dem geplanten Auftritt im Parlament, verhaftet.
Nicht kriminell, sondern nur überfordert
„Bankman-Frieds beste Strategie ist, zu zeigen, dass er kein kriminelles Superhirn ist, sondern einfach überfordert war“, erläutert Strafverteidiger Mark Kasten von der Kanzlei Buchanan Ingersoll & Rooney, die nicht in den Fall involviert ist. Nach Einschätzung von Paul Tuchmann, einem ehemaligen Staatsanwalt und Partner der Kanzlei Wiggin and Dana, sei hierfür von entscheidender Bedeutung, ab welchem Zeitpunkt Bankman-Fried wusste, dass er den FTX-Kunden ihre Einlagen nicht zurückzahlen konnte.
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