Was für eine Sensation! Nach Anton Zeilinger im Vorjahr geht der Physik-Nobelpreis zum zweiten Mal in Folge nach Österreich. Heuer kommt Ferenc Krausz (61) in den Genuss dieser besonderen Auszeichnung.
Krausz ist ein ungarisch-österreichischer Physiker und Hochschullehrer. Der 61-Jährige ist nach wie vor als Honorarprofessor an der TU Wien tätig und arbeitet noch immer mit den Wiener Gruppen zusammen. Erst vor zwei Wochen war er zu einem Symposium an der TU Wien zu Gast.
Im Vorjahr erhielt Zeilinger den Physik-Nobelpreis
Es ist das zweite Jahr in Folge, dass sich Österreich über einen Nobelpreis freuen darf. Im Vorjahr ging die begehrte Auszeichnung an Quantenphysiker Anton Zeilinger. Zeilinger war gemeinsam mit dem französischen Physiker Alain Aspect und seinem US-Kollegen John Clauser „für Experimente mit verschränkten Photonen, Nachweis der Verletzung der Bellschen Ungleichungen und wegweisender Quanteninformationswissenschaft“ geehrt worden.
Attosekunden-Lichtimpulse
Nun erhält Krausz den Nobelpreis für experimentelle Methoden, die Attosekunden-Lichtimpulse zur Untersuchung der Elektronendynamik in Materie erzeugen. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt.
Nobelpreis mit 926.000 Euro dotiert
Gemeinsam mit Krausz werden der in den USA tätige Physiker Pierre Agostini und die in Schweden arbeitende Physikerin Anne L‘Huillier ausgezeichnet. Der Preis ist heuer mit elf Millionen Schwedischen Kronen (926.000 Euro) dotiert, die Nobelstiftung hat die Preissumme gegenüber dem Vorjahr um eine Million Kronen angehoben. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Erster großer Erfolg 2001
2001 gelang es Krausz und seinem Team an der TU Wien erstmals, aus extrem ultraviolettem Licht einzelne Lichtblitze im Attosekundenbereich zu erzeugen und zu messen. Eine Attosekunde ist ein Milliardstel einer Milliardstel Sekunde (0,000.000.000.000.000.001 Sekunden).
Eine Würdigung der Zukunftsperspektiven, die die Ultrakurzpuls-Laserforschung für das Vorantreiben der Grenzen von Wissenschaft und Technologie bietet.
Der diesjährige Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz (61)
Diese extrem kurzen Lichtblitze ermöglichten es erstmals, die ultraschnellen Bewegungen von Elektronen sichtbar zu machen. Seither konnte Krausz zahlreiche Echtzeit-Filmaufnahmen der Bewegung von Elektronen in Molekülen und Atomen aufnehmen.
Begründer der Attosekundenphysik
Der Physiker gilt damit als einer der Begründer der Attosekundenphysik. Auf der Basis seiner Forschungen sind neue Arbeitsgebiete entstanden, etwa eine hochauflösende Mikroskopie, die auch die Untersuchung lebender Organismen ermöglicht. Zudem hat er Laser zur Diagnose von Augen- und Krebskrankheiten entwickelt.
Ferenc Krausz, geboren am 17. Mai 1962 in Mor (Ungarn), studierte von 1981 bis 1985 Theoretische Physik an der Eötvös Loránd Universität Budapest und Elektrotechnik an der Technischen Universität Budapest - letzteres Studium schloss er 1985 mit dem Diplom ab. Er wechselte dann an die TU Wien, wo er 1991 in Quantenelektronik promovierte. Krausz blieb an der TU Wien, habilitierte sich 1993 dort und wurde 1999 ordentlicher Professor. Der Wissenschaftsfonds FWF zeichnete ihn 1996 mit dem Start-Preis und 2002 mit dem Wittgenstein-Preis, der höchstdotierten Wissenschaftsauszeichnung in Österreich, aus.
2003 wurde er zum Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching ernannt. Seit 2004 ist er Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Im selben Jahr wurde er zum Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gewählt. 2015 gründete er das Centre for Advanced Laser Applications (CALA) an der LMU und leitet es seither, seit 2019 ist Krausz auch Co-Gründer und Direktor des Center for Molecular Fingerprinting Research in Budapest.
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